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und bildet keine Einheit, so dass eine stabile Objektbeziehung als pathologisch betrachtet und als Fixierungsstelle definiert wird. Objektbeziehungen sind für Freud erst vorstellbar, nachdem durch einen “neuen psychischen Akt” das Ich konstituiert wurde (Freud 1914). Etchegoyen betrachtet die Theorie der Objektbeziehungen als Erbteil der britischen Schule, die er unter anderem durch Jones, Klein, Fairbairn, Winnicott, Michael Balint und Paula Heimann vertreten sieht. Gemeinsam ist diesen Autoren die Anerkennung der Bedeutsamkeit von Objektbeziehungen sowie einer inneren Welt, die aus Introjektions- und Projektionsprozessen hervorgeht. Laut Etchgoyen markiert Jones’ Beitrag “Hate and anal erotism in the obsessional neurosis” (Jones 1913) einen Wendepunkt in der Geschichte der psychoanalytischen Theorie. In diesem Artikel wird die Analerotik erstmals nicht als eine Manifestation der Autoerotik verstanden, sondern als eine Liebes- und Hassbeziehung zur Mutter, die das Kind zur Sauberkeit anhält und es versorgt. Jones’ Konzept der Aphanisis enthält rudimentäre Elemente einer Theorie der Objektbeziehungen, deren konsistente Ausarbeitung freilich Melanie Klein und Jahre später dann auch Fairbairn vorbehalten blieb. Ein wichtiger Beitrag Horacio Etchegoyens zur Erforschung früher Objektbeziehungen im psychoanalytischen Prozess ist die Klärung der frühen Übertragung als eine besondere und deutungsbedürftige Form der Übertragungsneurose. Entscheidende Merkmale des Konzepts der frühen Übertragung ist neben der Existenz von Objektbeziehungen von Beginn des Lebens an (Klein 1955) das Konzept der unbewussten Phantasien. Die Existenz einer frühen Übertragung, in der sich die frühe Entwicklung widerspiegelt, ermöglicht es, jene präverbalen Phasen zu untersuchen, in denen es keine vorbewusste Speicherung von Erinnerungen gibt und die der von Freud (1931, 1933) beschriebenen prä-ödiplaen Phase entsprechen. Dies bahnt den Weg zur Überprüfung der Theorien, die versuchen, die frühen Entwicklungsphasen und den Konflikt zu erklären. VI. Ab. Leon und Rebeca Grinberg: Modalitäten von Objektbeziehungen im psychoanalytischen Prozess Leon und Rebeca Grinberg (1981) vertraten die Ansicht, dass man Objektbeziehungen nicht ohne ihren Zusammenhang mit dem Objekt (der Natur des Objekts, zu dem das Subjekt eine Beziehung aufnimmt) sowie des Raumes und der Zeit, in der sie statthaben, verstehen kann. Der Charakter einer Objektbeziehung hängt, so L. und R. Grinberg, vom psychischen und emotionalen Zustand des Subjekts, von der Natur des Objekts und von dem Raum und der Zeit ab, in der diese Beziehung stattfindet. Unterschiedliche Funktionsebenen dieser Beziehung beruhen auf der Dominanz der psychotischen bzw. der neurotischen Persönlichkeit und der Interaktion zwischen den beiden Mitgliedern des analytischen Paares.
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