Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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beruht, und der für den ödipalen Konflikt typischen Beziehung, die durch Liebe, Eifersucht und Rivalität mit ganzen, autonomen Objekten unterschiedlichen Geschlechts charakterisiert ist. In der Übertragung wird entweder das idealisierte oder das verfolgende Objekt projiziert, während der jeweils Andere auf eine äußere Figur projiziert wird. In anderen Situationen können sowohl das idealisierte als auch das verfolgende Objekt auf verschiedene Aspekte des Analytikers projiziert werden. (Siehe auch die Einträge ENACTMENT, GEGENÜBERTRAGUNG.) VI. Ac. Madeleine und Willy Baranger: Die analytische Situation als dynamisches Feld Baranger und Baranger (1961-1962) begreifen die analytische Situation als ein bipersonales Feld, ein Paarfeld [couple-field], das auf der Grundlage einer unbewussten Phantasie strukturiert wird, die nicht allein zum Analysanden gehört, sondern zu beiden Beteiligten. So verstanden, kann man die Theorie des dynamischen Feldes als einen Beitrag zur Theorie der in der analytischen Situation Ausdruck findenden Objektbeziehung betrachten. Die Aufgabe beschränkt sich nicht darauf, die grundlegende Phantasie des Analysanden zu verstehen; darüber hinaus gilt es auch, Zugang zu etwas zu finden, das in einer Paarbeziehung konstruiert wird. Diese unbewusste bipersonale Phantasie, der Gegenstand der Deutung des Analytikers, ist eine Struktur, die durch das Zusammenspiel projektiver und introjektiver Identifizierungsprozesse sowie durch die Gegen-Identifizierung zustande kommt, die im Analysanden und im Analytiker – die beide ihre individuellen Grenzen, Funktionen und Eigenschaften haben - jeweils auf unterschiedliche Weise aktiv sind. Die Barangers integrieren hier die Gestalttheorie mit Susan Isaacs Konzept der unbewussten Phantasie, den beiden von Klein beschriebenen Identifizierungsmodi (projektiv und introjektiv) sowie Grinbergs Theorie der projektiven Gegenidentifizierung. VI. Ad. Elizabeth Tabak de Bianchedi: Von Objekten zu Verknüpfungen: Bezogenheit entdecken Tabak de Bianchedi (1995) betont die Bedeutsamkeit, die der Verknüpfung/Verbindung sowie der Verbindungsfunktion in Bions Werk zukommt, als grundlegenden Ausdruck der zahlreichen Aspekte von Bezogenheit. Die Wichtigkeit der Objekte (der inneren und der äußeren, der Partial- und der ganzen Objekte usw.) wurde zwar, so die Autorin, von Fairbairn, Balint, Winnicott und Klein hervorgehoben, doch war es Bion, der die Aufmerksamkeit noch vor den Objekten auf die Beziehung lenkte, indem er mit dem Konzept der Verbindung [link] arbeitete. Tabak de Bianchedi hält Bions Idee der Verbindung oder der Verbindungsfunktion, die zwei Objekte (zwei menschliche Psychen) miteinander verknüpft, für einen seiner wichtigsten Beiträge zum analytischen Denken, Verstehen und Arbeiten. Einer ihrer eigenen Beiträge zur Theorie der Objektbeziehungen bestand darin, Bions Überlegungen bezüglich dessen, was vom Baby in seiner frühen Beziehung zur

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