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Typs, Arten des leeren Schmerzes, die Beschaffenheit der Illusion, die Bedeutung der psychischen Heimat, Aspekte des Zuhörens in Übertragung-Gegenübertragung, Müßiggang und die Arbeit des Negativen sowie die Psychoanalyse der Hoffnung. In ähnlicher Weise gründen auch in Lateinamerika und insbesondere in Argentinien, wo die Objektbeziehungstheorie aus der Klein’schen Psychoanalyse des Spielens der Kinder hervorging, die regionalen Weiterentwicklungen in der kleinianischen Theorie und ihren Modifizierungen und Erweiterungen vor allem durch Bion, Meltzer und Winnicott. In diesem Kontext begründete Pichon Rivière, das „psychosoziale Gesicht“ der argentinischen Psychoanalyse, eine wichtige, regional spezifische Richtung, der seine Anregung zugrunde lag, die Sozialpsychologie als eine psychoanalytische und die Psychoanalyse als eine soziale Psychologie zu betrachten. Diese Überlegung, der sich zahlreiche seiner Schüler anschlossen, bahnte vielen originären theoretischen Formulierungen über verschiedenartige Objekte den Weg: gute, tote, halb tote, halb lebende, verrückt machende oder phobische Objekte. Auch die Schatten, die solche Objekte insbesondere in der Trauer und in der Melancholie werfen, wurden beschrieben. Darüber hinaus werden durch klinische Untersuchungen der frühen Übertragungen, der Objektbeziehungsmodi im psychoanalytischen Prozess und der analytischen Situation als dynamisches Feld sowie durch die Entdeckung der durch Objekte vermittelten Beziehung zu Verbindungen und „lo vincular“ die Grenzen der modernen Objektbeziehungstheorie erweitert. Zusammen mit wichtigen theoretischen und klinischen Erkundungen des „Weiblichen“ und der Hypochondrie sowie der Erforschung der intersubjektiven Dimension von Objektbeziehungen insbesondere mit Blick auf traumatisierte Patienten bilden diese Entwicklungen die wichtigsten objektbeziehungstheoretischen Beiträge und Trends in Lateinamerika auch zur klinischen Praxis. Moderne Trends in der nordamerikanischen psychoanalytischen Kultur umfassen verschiedene integrative Konzeptualisierungen intrapsychischer Objekt- und Selbstrepräsentationen, die von der heutigen Objektbeziehungstheorie in einem dynamischen Entstehungszusammenhang mit Trieb, Affekt, Erinnerung und kognitiven Prozessen gesehen werden. Die Interaktion von Trieben, Affekten, internalisierten und äußeren Objektbeziehungen spielt für die Entwicklung der psychischen Struktur sowie für Entwicklungskontinuitäten und -veränderungen unter mannigfaltigen psychoanalytischen Perspektiven eine maßgebliche Rolle. Eine Übersicht der historischen Spaltungen zwischen Objektbeziehungtheorien und Triebtheorie zeigt, dass manche Autoren von einer „Pseudodichotomie“ sprechen, da beide in der Entwicklung und lebenslang miteinander verflochten sind. Die intrapsychische Welt der Selbst- und Objektrepräsentationen leitet sich zum Teil aus Interaktionen mit der „realen“ äußeren Objektwelt her, wird aber auch durch ihre eigenen inneren, dynamischen „Motoren“ geformt. In der heutigen nordamerikanischen Psychoanalyse sämtlicher Richtungen wird zunehmend anerkannt, dass die ersten Formulierungen der Triebtheorie den realen Eigenschaften des Objekts und der Identifizierung mit dem realen Objekt nur unzureichend Rechnung trugen.
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