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nun an einen Punkt gelangt ist, an dem es möglich wird, das Risiko einzugehen, den Analytiker als eine dritte Partei, als eigenständiges Wesen anzuerkennen, statt eine narzisstische Erweiterung des Patienten in ihm zu sehen. So wird die sehr frühe Phase der Entwicklung des Individuums im analytischen Prozess wiedererlebt – einhergehend mit der Möglichkeit, dass neue Erfahrungen an die Stelle archaischer negativer Erfahrungen mit Eltern und Umwelt treten, so dass der Patient eine ödipale Situation erreicht, die durchgearbeitet werden kann. In diesem Kontext sind akute Enactments Konglomerate, die Abfuhrprozesse, das Träumen von Nichtträumen und die Regression von Träumen zu Nichtträumen beinhalten. Sie verweisen auf Rupturen in Situationen aus der Zeit der frühesten Entwicklung. Damit die analytische Arbeit fruchtbar sein kann, muss der Analytiker die Fakten aus der fernen Vergangenheit identifizieren und ihnen Bedeutung zuschreiben, damit sie ins symbolische Denken eingehen können. (Siehe auch den Eintrag ENACTMENT) “Normale Enactments” und das analytische Feld Der analytische Prozess als ganzer kann als ein Kontinuum normaler und pathologischer Enactments beschrieben werden. Der Analytiker versucht, die Inhalte der inneren Welt des Patienten, die durch ihre Interaktion mit denen des Analytikers selbst „auf die Bühne“ gebracht werden, zu transformieren, und benutzt dabei auch diejenigen, die seiner unbewussten Gegenübertragung entstammen. Mit anderen Worten, er lässt sich bereitwillig – als Mitteilnehmer – auf die Enactments ein, zu denen es im analytischen Setting zwangsläufig, einfach weil er ein Analytiker ist, ständig kommt. Seine Aufgabe ist es, fortgesetzte Enactments im Voraus zu identifizieren und sie dann aufzulösen. Diese Enactments leiten sich mehrheitlich aus realistischen projektiven Identifizierungen her und treten in Verbindung mit symbolischer verbaler Kommunikation auf. Cassorla (2001) bezeichnet sie als „normale Enactments“. Normale Enactments ereignen sich auf einem Kontinuum, und der Analytiker löst sie durch seine Interventionen auf. Von ihnen zu unterscheiden sind die „pathologischen Enactments“, denen massive projektive Identifizierungen zugrunde liegen und die schwieriger zu vermeiden und aufzulösen sind. Sie können klassifiziert werden als akute Enactments – wenn sie mit großer Intensität auftauchen, die analytische Dyade auf gewaltsame Weise mobilisieren und, falls sie verstanden werden, nur Momente andauern –, oder als chronische Enactments, die in einer Kollusion auftreten, die erst nach einiger Zeit erkannt wird oder zu einer Sackgasse führt, die nicht aufgelöst werden kann. (4) Vergleicht man Cassorlas Überlegungen zu normalen Enactments mit Aussagen der Barangers über den psychoanalytischen Prozess (und Nicht-Prozess) im Feld – „Ein Prozess findet statt, solange die Bastionen erkannt und zerstört werden“ (Baranger, Baranger und Mom 1983, S. 13), was bedeutet, dass ein psychoanalytischer Prozess nicht mehr stattfinden kann, wenn die Bastionen die Kontrolle über das Feld
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