Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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übernehmen – , ist anzunehmen, dass Bastionen und „chronische Enactments“ Teil ähnlicher klinischer Fakten sind.

(5) Setting und analytisches Feld Cassorla (2017) unterscheidet zwischen Setting und analytischem Feld. Das Setting enthält Aspekte des analytischen Feldes, aber es enthält das Feld nicht in seiner ganzen Komplexität. Laut Cassorla ist das psychische Setting wichtiger als das durch räumliche und zeitliche Regeln definierte Setting. Das psychische Setting gibt die Fähigkeit des Analytikers zu erkennen, einen inneren Zustand aufrechtzuerhalten, in dem er sich auf die Analyse einlassen kann. Der psychische Zustand des Analytikers muss es ihm aber auch ermöglichen, wahrzunehmen, wenn sich die Dyade von dem entfernt, was Psychoanalyse seiner Ansicht nach ist. Mit diesem Bewusstsein wird der Analytiker zu seiner Aufgabe, zu psychoanalysieren, überall und jederzeit, selbst außerhalb seiner Praxis, zurückkehren. Streng genommen, umfasst das Feld des Träumens nicht nur das zeitliche und räumliche Setting, sondern auch das psychische Setting. Das Feld aber geht darüber hinaus, weil es auch sämtliche Situationen in sich einschließt, in denen Symbolisierung als eine Reflexion des analytischen Prozesses stattfinden kann. Die emotionale Beziehung zwischen Analytiker und Analysand beginnt noch vor dem Erstgespräch und hört auch mit Ende der Sitzungen nicht auf, sondern setzt sich außerhalb der Praxis fort. Der Analytiker hat den Vorteil, wahrnehmen zu können, wie sich sein psychisches Universum erweitert, wenn er über eine Sitzung schreibt, mit Kollegen, Supervisoren und Analytikern über den Analysanden spricht, wenn er im Schlaf etwas träumt, was Licht auf diesen oder jenen analytischen Prozess wirft, oder wenn er beim Lesen eines Buches, beim Ansehen eines Films oder bei der Teilnahme an einer wissenschaftlichen Tagung zu Erkenntnissen über eine Analyse gelangt. Auch Analysanden kann es so ergehen, Analytiker aber haben zu diesen Fakten später, während der Sitzungen, Zugang. Im analytischen Feld werden auch Situationen berücksichtigt, in denen keine Psychoanalyse stattfindet. Beispielsweise sind Unterbrechungen des räumlichen, zeitlichen oder psychischen Settings Teil des analytischen Feldes. Sie sind sogar ein privilegierter Aspekt der Analyse. Wird das Setting zerstört, bleibt das analytische Feld gleichwohl erhalten, und deshalb ist es möglich, Brüche im Setting zu beobachten und zu verstehen. Die Konfiguration von Übertragung und Gegenübertragung ist Teil des Feldes, darf aber nicht mit ihm verwechselt werden. Im Feld sind alle emotionalen Verknüpfungen vorübergehender Natur, selbst wenn sie, auf den ersten Blick betrachtet, bestimmte Muster aufzuweisen scheinen. Zu erinnern ist auch daran, dass jedwede Veränderung des Beobachtungsvertex diese Muster verändern kann. Die reale Person des Analytikers, die reale Person des Analysanden sowie Aspekte der äußeren Realität sind ebenfalls Teil des analytischen Feldes. Geschlecht, Alter, Religion, Ideologie, Überzeugungen und Lebenserfahrungen beider Beteiligter sind Aspekte des Feldes. Finanzielle Schwierigkeiten können phantasiert oder aber ein realer Fakt sein.

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