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Herrmanns Tod im Jahr 2006 hat die Theorie weitere Entwicklungen angeregt, zum Beispiel durch Leda Herrmann (2007, 2017, Fernanda Sofio (2014, 2015) und Luciana Saddi (2017). Unter den Beispielen für diese weiteren Entwicklungen finden sich Untersuchungen über die Position der psychoanalytischen Methode im Verhältnis zur wissenschaften Methodik insgesamt (Taffarel 2005). Eines der in jüngster Zeit bearbeiteten Themen ist die Juxtaposition von „Schicksalszwang“ in Freuds Werk (Freud 1920, S. 22) und „dialogischem Schicksal“ in Hermanns Denken (Guimarães 2018). (Siehe auch die Einträge: UNBEWUSSTES, CONTAINMENT, OBJEKTBEZIEHUNGSTHEORIEN, ÜBERTRAGUNG, INTERSUBJEKTIVITÄT GEGENÜBERTRAGUNG, und ENACTMENT) II. D. PSYCHOANALYTISCHE FELDTHEORIE UND KONZEPTE IN EUROPA Das von Madeleine und Willy Baranger entwickelte Feldkonzept ist in Europa auch aufgrund fehlender Übersetzungen relativ unbekannt geblieben. Dank zweier IPV- Kongresse – 1983 in Madrid und 1993 in Amsterdam – und der anschließenden Übersetzungen ihrer Texte ins Französische, Italienische und Englische haben ihre Gedanken nach und nach den Weg in die größere psychoanalytische Community gefunden. In Italien fand das Konzept ein interessiertes Publikum, in Frankreich und Belgien fiel die Resonanz stiller aus. Die Tatsache, dass Willy und Madeleine Baranger aus Frankreich stammten, hat es natürlich erleichtert, dass im Anschluss an ihre Auswanderung nach Argentinien und Uruguay Bindungen bestehen blieben. Beide hatten Philosophie in Toulouse und Paris studiert, bevor sie Frankreich 1946 verließen. II. Da. Entwicklungen in Italien In ihrem Enzyklopädieeintrag über Willy Baranger (in: de Mijolla, 2003/2005), schrieb Madeleine Baranger: “[Willy] Barangers Werk ist in Lateinamerika bekannt und anerkannt. Für Europa gilt dies weit weniger, mit Ausnahme Italiens, wo eine Auswahl seiner Schriften 1990 unter dem Titel “La situazione psicoanalitica come campo bipersonale“ (Die psychoanalytische Situation als bipersonales Feld) (p. 150) veröffentlicht wurde. Seither wurde die Feldtheorie der Barangers nicht nur in Lateinamerika, sondern auch in Europa und insbesondere in Italien weiterentwickelt und ausgearbeitet. Antonino Ferro Ferro (2003 [1999], 2009) hat in erheblichem Maß zu dem Stellenwert beigetragen, den das Feldkonzept in der italienischen und europäischen Psychoanalyse heute besitzt. Ferro identifizierte mindestens zwei Wurzeln der anfänglichen
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