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Versuch, das autonome „unfertige Selbst“, die ewige „Unfertigkeit“ und das „Selbst in Beziehung zu Anderen“ durch Polyphonie und Karneval miteinander zu verbinden, führt zu einem genuinen inneren und äußeren Dialog (Bachtin 1929/1984); Ricoeurs (2005 [1990]) Stufen der Selbstheit in „Das Selbst als ein Anderer“ und Saids (1978) Beschreibung der Projektion einer stereotypen Andersheit durch eine Kultur (wir) auf eine andere (sie) in seinem Buch „Orientalismus“ gehören in diese fruchtbare Linie des philosophischen Denkens, das auf Literatur, bildende Kunst und große gesellschaftlich- kulturelle Kontexte Anwendung finden kann. Ein weiteres Beispiel, Platons Höhlengleichnis von der objektivierenden Vernunft, der die Unvollständigkeit des durch unsere Sinne vermittelten Wissens entgegensteht, setzt sich mit Descartes‘ Rationalismus des selbstreflektierenden Kerns eines einheitlichen Selbst fort, einer „Wesenheit […], eines ‚Ich‘, […] die Seele, durch die ich bin, was ich bin“ (Cottingham 1986, S. 115). Die Metaphysik von Berkeleys innerem Einheitsprinzip, „den Sinnen durch den Geist auferlegt“ (Kirshner 1991, S. 162); Kants Korrespondenztheorie der Wahrheit und seine subjektivistische Theorie des Wissens, der zufolge die Wirklichkeit der Dinge an sich nicht direkt erkennbar ist und unser Geist sie lediglich mehr oder weniger zutreffend geistig konstituieren kann (womit Kant an Platons Theorie der Formen anknüpft), griff Freud im Kontext der Unfähigkeit des Unbewussten auf, seine eigene Realität zu erkennen. Weitergespult wurde dieser Strang mit den ich-psychologischen Theorien der Welt der Selbst- und Objektrepräsentanzen. Die Anerkennung der entscheidenden Funktion, die dem Gedächtnis für die Konstituierung der Identität des Selbst zukommt, beginnt mit Aristoteles und setzt sich mit Hume fort. Auf unterschiedliche Weise deuten beide auf Freud, aber auch auf Kohut voraus. Weil Hume keine singuläre Konzeption des Selbst zu finden vermochte, verwies er auf einen „ständigen Fluss, eine ständige Bewegung“ (Hume 1787, S. 252), und formulierte die These, dass ein Selbst auf einer illusorischen Vereinheitlichung des inneren Erlebens beruhe. Man kann die Sichtweisen des Rationalisten Descartes und des Empiristen Hume ebenso wie auch – später – den Standpunkt Heinz Hartmanns, die dem Problem des homunkulären Selbst allesamt nicht entgehen, als mechanistisch bezeichnen. Während einige Autoren Freuds Formulierung des Unbewussten (Freud 1915) mit den komplizierten Unterteilungen des Subjekts in topische und strukturelle Modelle als Lösung des philosophischen Disputs über die Identität des Selbst begrüßten, bemühten sich Winnicott, Sartre und Lacan um andere Lösungen. Laut Hegel setzt „die Erfahrung, ein Selbst zu besitzen, […] eine Beziehung zu einem anderen Subjekt voraus“ (Kirshner 1991, S. 168). An seine Beschreibung der Entfremdung des Subjekts in einer solchen Begegnung knüpfen der Existenzialismus Sartres sowie Heidegger, Lacan und auf andere Weise auch Winnicott unmittelbar an. Auf der Suche nach dem modernen menschlichen Subjekt hat sich insbesondere die französische Philosophie des 20. Jahrhunderts auf einen direkten, eingehenden Dialog mit der Psychoanalyse eingelassen. Michel Foucaults Schriften über die
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