Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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„Encuentro Latinoamericano sobre el pensamiento de Donald Winnicott“ durchgeführt. Sonia Abadi (1994, 1996) schrieb zum Thema Übergangsphänomene, emotionale Entwicklung und Integration des Selbst. Casas de Pereda (1999) untersuchte eine mögliche Entsprechung des falschen Selbst in Freuds und Kleins Schriften. Die brasilianischen Autoren Megaço Leal Silva (1999), Salésio da Silva (1994), A. Naffah Neto (2007) und andere mehr bearbeiteten verschiedene Aspekte des falschen Selbst. Hier einige ihrer Themen: falsches Selbst bei Politikern, Psychosomatik, Metapsychologie, perverse Organisationen, das Selbst und das Bild im Spiegel, Selbst und Sexualität, Gewalt und falsches Selbst unter einem intersubjektiven Blickwinkel, die Beziehung zur Umwelt, frühe Entwicklung, Störungen der Entwicklung des Selbst bei Borderline- und schizoiden Patienten. Ricardo Rodulfo (2009) untersuchte die Beziehung zwischen destruktiven und kreativen Aspekten in Winnicotts Denken. VII. C. Zeitgenössische lateinamerikanische Entwicklungen, Verwendungen und Anwednungen des Selbst-Konzepts Der gewaltige Einfluss von Winnicotts Schriften, eine gewisse Kritik an Lacans Abwertung der Rolle des Ichs und interessante, mit den Fortschritten der Neurowissenschaften einhergehende Entwicklungen auf dem Gebiet der Forschung eröffneten neue Blickwinkel und führten zu neuartigen Anwendungen des Selbstkonzepts in Theorie und Praxis. Hugo Bleichmar (2000) unterstrich, wie wichtig es ist, das Arousalniveau des Patienten korrekt wahrzunehmen, um im optimalen Augenblick intervenieren zu können. Bleichmar (2001) wandte Lichtenbergs Motivationssysteme im Rahmen einer neuen Perspektive auf Depressionen an. Adolfo Canovi (2001) erforschte die Bedürfnisse des Selbst im Kontext der paartherapeutischen Praxis. Die dialogische Perspektive wurde von Felipe Muller (2005) besonders betont. Er erläutert, dass die theoretischen Weiterentwicklungen der Psychoanalyse zahlreiche Richtungen eingeschlagen haben, die Anlass zu wichtigen Diskussionen über die Möglichkeit gaben, die mannigfaltigen Theorien zu organisieren. Muller vertritt die These, dass eine dieser Organisationsformen darin bestehe, psychoanalytische Theorien, die auf einer Eine-Person-Psychologie beruhen, von jenen zu unterscheiden, denen eine Zwei-Personen-Psychologie zugrunde liegt (Balint 1950; Spezzano 1996). Andere, modernere Unterscheidungen heben auf monadische und dyadische Systeme (Liberman 1976) ab, auf das Intrapsychische und das Intersubjektive (Dunn 1995) oder auf das Trieb-Struktur-Modell und das Beziehung-Struktur-Modell (Greenberg und Mitchell 1983). Muller versucht, die dialogische Konzipierung des Selbst in der zeitgenössischen Psychoanalyse, die von einer monologischen Konzeption zu einer dialogischen überging, zu erklären. Die Definition des „monologischen Selbst“ fokussiert auf den Bereich der Repräsentationen und die Grenze zwischen der äußeren

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