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Grenze zu Anderen dient. Levenson geht davon aus, dass Selbst und Anderer unauflöslich miteinander verflochten sind. „Selbst“ ist seiner Ansicht nach ein Prozess, in dem sich laufende Anpassungen des Individuums an die Herausforderungen der interpersonalen Welt vollziehen. Psychopathologie ist demnach das Unvermögen, sich solchen Herausforderungen zu stellen. In der klinischen Praxis ist wahrscheinlich jedes Narrativ über das Selbst oder über den Anderen eine zu gewissem Grad defensiv organisierte Konstruktion, die andere, stärker verstörende Perspektiven ausblenden soll. In Europa gründet die psychoanalytische Erforschung des Selbstkonzepts vorwiegend in der post-freudianischen Psychoanalyse, insbesondere in der Konzeptualisierung der Objektbeziehungen. Enge Verbindungen bestanden von Anfang an auch zur Kinder- und Jugendlichenpsychoanalyse. Vorläufer des Selbstkonzepts, doch keine explizit ausformulierte Theorie, finden sich sowohl bei Freud als auch bei Melanie Klein. Winnicott war der erste Autor, der eine vollständige und laufend aktualisierte Theorie des Selbst entwickelte, die – ein wichtiger Punkt – auch seine Konzeptualisierungen des wahren und des falschen Selbst einbezog. Seine Überlegungen haben die Expansion der Selbst-Theorien in mehrere unterschiedliche Strömungen der europäischen Psychoanalyse hinein beeinflusst: Die englischen Autoren bevorzugten die Erforschung des Selbst im Rahmen der Objektbeziehungstheorien. Bollas entwickelte Winnicotts Konzept des wahren Selbst auf originäre Weise weiter und präferierte schließlich den Begriff „Idiom“, mit dem er keinen latenten Bedeutungsgehalt, sondern eine „Ästhetik in der Persönlichkeit“ beschreibt. Fairbairn nahm an, dass das Selbst von Anfang an als Produkt der Erfahrung existent ist, und zwar als lebendiges, wachsendes Zentrum, in dem er den Ursprung der psychischen Aktivität des Menschen sah. In der italienischen Psychoanalyse wurde das Selbstkonzept von Autoren entwickelt, die das Selbst auf die primitive Psyche in ihrer Beziehung zur Mutter zurückführen (Eugenio Gaddini) bzw. auf die „Gruppenmatrix“ (Giovanni Hautmann) oder auf die transgenerationelle Dimension (Diego Napolitani). Andere (Stefano Bolognini) betrachten es als Instrument, um die Dynamik der Analytiker-Patient-Beziehung zu analysieren. In der französischen Tradition hat Pontalis die Grenzen des Selbstkonzepts untersucht. Er hält es für hilfreich, weil es nach seiner Meinung ein tieferes Verständnis der Beziehungen des Selbst zu den Instanzen Ich, Es und Über-Ich ermöglicht. Ein weiterer Beitrag zur Weiterentwicklung der Theorien über das Selbst stammt aus der Kinderanalyse und hängt mit dem Denken von Frances Tustin, Renata Gaddini, Margaret Mahler und Daniel N. Stern zusammen, aber auch mit der Jugendlichenpsychoanalyse und dem Einfluss der von Peter Blos formulierten Theorie auf das Denken von Autoren wie Novelletto, Senise u.a. mehr. In Lateinamerika wird das Konzept des Selbst entweder als Lösung einer konzeptuellen Schwierigkeit (Freud, Hartmann) verstanden oder benutzt, um eine theoretische oder klinische Entität zu beschreiben, die in der Vergangenheit keine Anerkennung fand und theoretisch stiefmütterlich behandelt wurde. Das Selbstkonzept wird zumeist mit einer möglichen Alternative zur dogmatischen Technik und einer
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