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Zuvor schon hatte Leo Stone (1961, 1967, 1975) eine rudimentäre feldbezogene Metapsychologie der psychoanalytischen Situation und seine eigenen Überlegungen zu den Anfängen des psychischen Lebens entwickelt, das er „aus der Wechselseitigkeit der Organisation im Sinne eines Einander-Organisierens, einer unauflöslichen Wechselbeziehung zwischen ‚innerer und äußerer Welt‘,“ hervorgehen sieht (Stone 1960, S. 23). Loewald (1986 [1975]) knüpfte an Stones Denken an und schrieb in seinem Beitrag „Psychoanalyse als Kunst und der Phantasiecharakter der psychoanalytischen Situation“, dass Patient und Analytiker gemeinsam als Ko-Autoren in der Übertragungsneurose Aspekte der Lebensgeschichte des Patienten neuinszenieren. Von Loewalds dramatischer Neuinszenierung [re-enactments] durch Patient und Analytiker in der psychoanalytischen Situation und der illusorischen Übertragungsneurose verläuft eine gerade Linie zu der bahnbrechenden Arbeit von Theodore Jacobs (1986, 1991), der Enactments [enactments] auf die Gegenübertragung zurückführte. In seinem wegweisenden Beitrag von 1986 führte Jacobs den Begriff „Gegenübertragungsenactmet“ ein, und zwar im Zusammenhang mit einem subtilen Agieren seitens des Analytikers, das aus dem Einfluss resultiert, den die Übertragungen des Patienten auf die Psyche des Analytikers ausübt. Das Enactment geht hier aus dem Erleben des Analytikers innerhalb des relationalen Feldes hervor, das er mit dem Patienten zusammen konstituiert. James McLaughlin (1991) geht noch weiter in Richtung einer interpersonalen Konzipierung. Er nimmt an, dass Enactments als eine Konsequenz einer gemeinsamen Regression in der psychoanalytischen Situation ko-konstruiert werden. In diesem Sinn verstanden, sind Enactments “Ereignisse in der Dyade, die von beiden Beteiligten als Konsequenz des Verhaltens des jeweils Anderen erlebt werden. […] die sorgfältige Untersuchung des zwischen beiden auftauchenden interpersonalen
Verhaltens ergibt Hinweise und Anhaltspunkte, die zu den intrapsychischen Konflikten und zu den Residuen früherer Objektbeziehungen führen, die im jeweils Anderen eine Resonanz gefunden haben und sich zwischen beiden Beteiligten aktualisieren.“ (McLaughlin, 1991, S. 600f.).
In den folgenden Jahren tauchte nach und nach eine feldbezogene Terminologie im Zusammenhang mit der psychoanalytischen Situation im modernen freudianischen Denken auf. Beispiele sind Begriffe wie „Übertragungs-Gegenübertragungsfeld“ (Blum 1998, S. 196), „Gegenübertragungsenactments“ (Chused, Ellman, Renik und Rothstein 1999); “ein mit einem menschlichen Objekt verbundenes Feld ” (Poland 1996, S. 33) und das “trans-individuelle Feld […] ein Container multipler Ebenen der Realität” (Modell 1989, S. 9). (Siehe auch die Einträge ENACTMENT, DAS UNBEWUSSTE)
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