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II. Ebdb. Psychoanalytische Situation in der modernen Konflikttheorie Elliot Adler u nd Janet Bachant (1996) knüpfen ebenfalls an Leo Stones (1961, 1967) Konzipierung der psychoanalytischen Situation als eines zentralen „Kommunikationsfeldes“ an, das aus freien Assoziationen besteht, die zusammen mit der Abstinenzregel einen „dynamischen Effekt“ erzeugen. Sie definieren die psychoanalytische Situation, indem sie auf die Grundelemente psychoanalytischer Bezogenheit abheben. Ihrer (Neu-)Definition zufolge ist die psychoanalytische Situation ein „außergewöhnliches interpersonales Arrangement, das durch zwei eindeutig differenzierte, aber komplementäre Weisen der Bezogenheit verankert ist: die freie Assoziation und die analytische Neutralität“ (Adler und Bachant 1996, S. 1021). Beschrieben als ein Pol „reziproker Rollenerfordernisse“, wird die freie Assoziation hier als Voraussetzung für eine expressive Freiheit verstanden, die es dem Patienten ermöglicht, „ im Kontext einer Interaktion mit einer anderen Person eine introspektive Begegnung mit seinen tiefsten emotionalen Regungen zu haben“ (S. 1025). Als Deutungsinstrument wird der freien Assoziation das gleiche Gewicht beigemessen wie den Ressourcen an theoretischem Wissen. Die Rolle des Analytikers verhält sich komplementär zu derjenigen des Patienten. Sie hat die Funktion, die Äußerungsfreiheit des Patienten zu schützen. Auf diese Weise werden psychoanalytische Situation und psychoanalytische Technik als Zwei-Personen-Prozess verstanden, der sich der analytischen Erforschung einer Eine-Person-Neurose widmet: „Ein Eine-Neurose - Modell statt eines Eine-Person-Modells der analytischen Behandlung“ (ebd., S. 1048). Zu den für Feldkonzipierungen relevanten Interessensfeldern moderner freudianischer Psychoanalytiker zählen unter anderem: unbewusstes Teilen von „Bewusstseinszuständen“ (Libbey, 2011), bidirektionale unbewusste Einflüsse im interpsychischen Bereich (McLaughlin, 2005), Enactment (Ellman und Moskowitz 1998, 2008) sowie „Enaction“ (Reis, 2009) und Rekonstruktionsprozess als gemeinsame Ko-Konstruktion im Zwei-Personen-Feld (Gottlieb 2017). (Siehe auch die Einträge KONFLIKT, DAS UNBEWUSSTE) II. Ebdc. Intersubjektive Ich-Psychologie Nancy Chodorow s (2004) intersubjektive Ich-Psychologie bleibt der ich- psychologischen Theorie und Technik verpflichtet, theoretisiert aber auch die zentrale Bedeutung und den beherrschenden Einfluss objektbeziehungstheoretischer und entwicklungspsychologischer Forschung sowie der analytischen Untersuchungen von Übertragung und Gegenübertragung. Ihr Werk verbindet die nordamerikanische Ich- Psychologie mit der relationalen Psychoanalyse, gründet sowohl in Sullivans interpersonaler Feldtheorie als auch in Hartmanns Ich-Psychologie und stützt sich auf die Arbeiten Hans Loewalds und Erik H. Eriksons. Die intersubjektive Ich-Psychologie fokussiert auf intrapsychischen Konflikt, Kompromissbildung, innere Welt und intrapsychische Phantasie, begreift die Psyche (des Patienten wie auch die des
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