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Diese beiden Aufmerksamkeitsweisen des Zuhörens lassen sich zu heuristischen Zwecken voneinander unterscheiden, sind aber in der klinischen Praxis nicht ohne Weiteres voneinander trennbar. Es ist nicht in jedem einzelnen Moment möglich, zwischen ihnen zu differenzieren, weil sie beide oszillieren. Wenn jedoch ein Modus aktiv und anhaltend priorisiert wird, lassen sich Unterschiede im klinischen Material wahrnehmen und auf diese Weise mit je unterschiedlichen analytischen Zielen koordinieren. Celenza spricht bewusst von Aufmerksamkeitsausrichtungen [attentional sets] , um die zweckorientierte Bereitschaft des Analytikers hervorzugeben und zu betonen, welche Haltung der Analytiker in jedem einzelnen klinischen Moment einnimmt. Darüber hinaus steht diese Terminologie mit modernen neurophysiologischen Studien im Einklang, die belegen, dass solche unterschiedlichen Ausrichtungen von unterschiedlichen neurophysiologischen Substraten unterstützt werden. Ihre im Folgenden wiedergegebene Erklärung solcher Aufmerksamkeitsausrichtungen wurde speziell für diesen Eintrag erweitert. III. A. DEFINIERENDE EIGENSCHAFTEN Diese Diskussion der klinischen Anwendung stützt sich auf all die oben erläuterten unterschiedlichen Konzipierungen des Feldes (das auf spezifische Weise durch eine diffuse Aufmerksamkeitsausrichtung wahrgenommen wird). Dazu zählen insbesondere die Konzepte von Madeleine und Willy Baranger, Kancyper und anderen lateinamerikanischen Autoren, die das Feld vorwiegend als eine intersubjektive „bipersonale“ Phantasie betrachten, die das analytische Paar gemeinsam konstruiert. Ergänzend zu nennen ist die europäische Konzipierung des Feldes, die vor allem von den oben zitierten italienischen postbionianischen Feldtheoretikern, namentlich Ferro, Civitarese und anderen, dargelegt wurde. Das Feld ist hier weiter gefasst und beinhaltet auch ein „Traumfeld“, zu dem (multi-subjektive) Charaktere, Requisiten und Kontexte, ja alles gehören kann, was im Traum des analytischen Paares und im Feld auftauchen mag. Der Lateinamerikaner Cassorla kombiniert beide Konzipierungen und hebt mit seiner Beschreibung der „akuten und chronischen Enactments“, „des Feldes des Träumens“ und des „Theatermodells“ des Feldes auf die Komplexität des Feldes ab. Die nordamerikanischen Konzipierungen stützen sich auf die Arbeit von Langs und deren Weiterentwicklungen durch Levine und Brown; andere nordamerikanische Autoren (z.B. Ogden, Foehl und Donnel B. Stern) haben Beiträge zu dieser Sichtweise des analytischen Prozesses geleistet. III. Aa. Gesteuerte Aufmerksamkeitsausrichtung Die erste Haltung, eine gesteuerte Aufmerksamkeitsausrichtung , ist mit der Identifizierung von Beziehungsmustern und/oder Abwehrtendenzen und Persönlichkeitsorganisationen assoziiert, die im Zentrum der klinischen
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