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zur rätselhaften Mutter / rätselhaften Anderen. Die gefüllte Übertragung wird durch direkte assoziative Verknüpfungen mit den historischen Imagines des Analysanden und seinen Erinnerungen gedeutet, um Raum für den „ausgehöhlten Raum“ des analytischen Settings zu schaffen (siehe auch Scarfone 2015). Diese Form der Übertragung verlangt, dass der Analytiker den Raum nicht kennt und nicht füllt , sondern mit rezeptiver, diffuser Ausrichtung seiner Aufmerksamkeit offen und bereit ist, die Emanationen des Unbewussten aufzunehmen.
IV. SCHLUSS / ZUSAMMENFASSUNG
In Lateinamerika waren Überlegungen zum analytischen Feld – einem/einer Raum/Zeit, wo nichts mit einem der Mitglieder der analytischen Dyade geschehen kann, ohne im anderen Resonanz zu finden – bereits lange, bevor Madeleine und Willy Baranger das Konzept ausformulierten, Teil der psychoanalytischen Kultur. Nachdrücklich beeinflusst von Theorien und Konzept der Komplexität , bereichern und erweitern lateinamerikanische Denker die Feldkonzipierungen in zahlreiche Richtungen. Durch die Linse der Komplexität betrachtet, rückt der emotionale Flow des Feldes, der sich in Worten, Handlungen und Abfuhrvorgängen manifestiert und gleichzeitig verbirgt, in den Vordergrund und gibt vorübergehende, unvorhersehbare und sich ständig wandelnde Konfigurationen zu erkennen. Im Kontext der Komplexität des Feldes ist der Teilnehmer Teil des Feldes; er modifiziert es und wird seinerseits durch das Feld modifiziert. Lateinamerikanische Überlegungen haben die europäische und die nordamerikanische Psychoanalyse, z.B. Autoren wie Antonino Ferro, Thomas Ogden sowie die intersubjektiven Autoren, beeinflust. Die Konzepte der affektiven Feldholografie und des analytischen Dritten teilen trotz aller Unterschiede ihre Herkunft mit den „Träumen-für-Zwei“ und der unbewussten Phantasie von der Dyade. In ähnlicher Weise ähnelt die Lähmung des Feldes, von den Barangers als Bastionen beschrieben, den Konzepten eines „bezwungenen Dritten“ [„subjugated third“], des „Nicht-Traumes-für-Zwei“ und chronischen Enactments. Alle Feldkonzepte und - theorien sowie ihre Abkömmlinge tragen zur Vertiefung der Erforschung von Bereichen bei, die durch unzulängliches Symbolisieren geprägt sind – eine der Herausforderungen der heutigen Psychoanalyse. In Europa werfen verschiedene Feldtheorien Licht auf den antidogmatischen Aspekt des analytischen Denkens, auf die Offenheit und das kreative Potential, das auf die analytische Dyade ebenso wie auf Gruppen Anwendung finden kann. Europäische Analytiker betonen die breite Vielfalt und die Offenheit von Freuds Werk. Sie erkennen darüber hinaus an, dass er lebenslang nie gezögert hat, Konzepte infrage zus stellen, die
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