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Eizirik, Correa, Nogueira et al. (2000) haben die Ansicht vertreten, dass der aktuelle soziale Kontext spezifische Eigenschaften aufweist und seine Auswirkungen auf das analytische Setting respektiert werden müssen. Sie behaupten, dass die analytische Ausbildung maßgeblich an der Struktur der analytischen Identität beteiligt ist, zu der auch die Verpflichtung des Analytikers zählt, das Setting aufrechtzuerhalten, anders ausgedrückt: in gewisser Weise als sein Wächter aufzutreten. Sie teilen Greens Sichtweise seiner Funktion; das Setting spielt die Rolle des Dritten, das explizit oder implizit in jeder menschlichen Beziehung präsent sein muss, damit diese nicht psychotisch wird. Darüber hinaus betonen sie die Bedeutsamkeit des Konzepts des inneren Settings , weil es den Analytiker befähigt, das Setting im aktuellen sozialen Kontext aufrechtzuerhalten. Marcio de Freitas Giovannetti (2006) untersucht in Anlehnung an Derrida die „Gastfreundschaft“ heutiger Psychoanalytiker. Dieser Ansatz entspricht einer recht aktuellen Perspektive in der lateinamerikanischen psychoanalytischen Diskussion. Freitas Giovannetti vertritt die Überlegung, dass die heutige klinische Praxis kein traditionelles Setting braucht, sondern ein machbares. In der heutigen Welt, in der an die Stelle von Dauerhaftigkeit Geschwindigkeit und Beschleunigung getreten sind, droht die Gefahr, dass sich keine Form der Analyse entwickeln kann, wenn der Analytiker vom künftigen Patienten die Einhaltung des klassischen Settings erwartet. Dieser Autor sieht eine der Hauptaufgaben des Analytikers in der allmählichen Herstellung eines machbaren Settings, das die Entwicklung der Analyse erlaubt. Analytiker müssen sich bemühen, den virtuellen unbegrenzten Raum in einen Ort zu verwandeln – einen Ort, der real und nicht virtuell existiert.
VII. DAS SETTING IN PSYCHOANALYTISCHEN WÖRTERBÜCHERN
Bezeichnenderweise führen zahlreiche häufig konsultierte psychoanalytische Wörterbücher das Setting nicht auf. Allerdings enthalten sie einzelne Elemente des Konzepts: freie Assoziation, gleichschwebende Aufmerksamkeit, Abstinenz, Neutralität und Behandlungstechnik. Die einzigen Ausnahmen bilden das von E. Auchincloss und E. Samberg (2012) herausgegebene Nachschlagewerk „Psychoanalytic Terms and Concepts“ (hier wird das Setting unter dem Stichwort „Analytic Process“ abgehandelt), das „Dictionnaire International de la Psychanalyse“, hg. von A. de Mijolla (2013), sowie das „Diccionario de Psicoanálisis Argentino“, hg. von C. Borensztejn (2014), das das Setting unter den Stichworten „Bleger/ Encuadre [Rahmen]“ sowie „Campo Psicoanalitico [Feld]“ erörtert.
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