Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

VIII. ABSCHLIEßENDE BEMERKUNGEN

Das von Freud konzipierte analytische Setting ist in allen drei Regionen zweifellos weiterhin Teil der klinischen Praxis. Weiterentwicklungen erfolgten vorwiegend in der Konzeptualisierung und im Verständnis der unbewussten Bedeutungen, die das Setting für Patient und Analytiker besitzt; sie wurden vor allem durch die Schriften Blegers und Winnicotts angeregt. Bions Konzept der „Reverie“ führte zu weiteren Untersuchungen der Arbeit des Analytikers (inneres Setting) und des analytischen Prozesses an sich. Die Fokussierung auf die analytische Haltung und die Arbeit des Analytikers hängt auch mit der Erweiterung des Gegenübertragungskonzepts zusammen. Die Begriffe „Setting“ und „Rahmen“ werden zumeist austauschbar verwendet. Manche Autoren hingegen unterscheiden zwischen ihnen mit Blick auf die „Regeln“ und Grenzen des Settings bzw. den Prozess, der sich innerhalb des Rahmens vollzieht. In Lateinamerika bereitet die Notwendigkeit Sorge, das klassische psychoanalytische Setting an die heutigen gesellschaftlichen und kulturellen Realitäten anzupassen, die der Akzeptanz des traditionellen Settings alles andere als förderlich sind. Vielleicht misst man dem Begriff „Setting“ heutezutag höheres Gewicht bei, weil man befürchtet, dass Veränderungen der äußeren Umstände, unter denen psychoanalytische Behandlungen durchgeführt werden (etwa die Einführung neuer Techniken, die Fernanalysen mit virtueller Präsenz ermöglichen), die Gefahr mit sich bringen, dass die Bedeutung und Bedeutsamkeit dieses Grundkonzepts verloren gehen.

Den Seiten 1-10 dieses Textes liegen vorwiegend, aber nicht ausschließlich, europäische psychoanalytische Quellen zugrunde, den Seiten 10-13 nordamerikanische und den Seiten 13-15 lateinamerikanische.

LITERATUR

Aron, L. (2001). The Meeting of Minds. The Analytic Press. NY. Routledge. Auchincloss, E. and Samberg, E., Eds. (2012). Psychoanalytic Terms and Concepts. America Psychoanalytic Association. Aulagnier, P. (1977-1986). Le droit au secret: condition pour pouvoir penser. In Un interprète en quête de sens. Paris: Ramsay, 219-238.

719

Made with FlippingBook - Online magazine maker