Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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— Konzepts der lateralen Kommunikation — Konzepts der klinischen Intuition

— Konzepts der emotionalen Turbulenz und katastrophischen Veränderung Der nordamerikanische Beitrag bestand in erster Linie darin, die theoretischen konzeptuellen Weiterentwicklungen und die Anwendung auf spezifische klinische Zustände voranzubringen, z.B. durch metaphorische Interpretation des generativen Fluxes transformativer Entwicklungen (Grotstein, Reiner), durch Erweiterung des Bereichs von Evolution, Wachstum und psychischem Geschehen (Brown), Erweiterung des repräsentationalen Bereichs (Grotstein, Brown, Brunet) und durch die Integration von Bions Werk in ein multidimensionales Verständnis primitiver psychischer Zustände in der klinischen Situation (Ogden, Mitrani, Brunet und, wenngleich auf andere Weise, Langs). Freudianische Analytiker verwenden den Begriff Transformation zudem in dem – anders definierten – Kontext eines epigenetischen Konzepts, der „Entwicklungstransformation“, während Selbstpsychologen von der „Transformation des Selbst“ sprechen. In Europa orientiert sich das Verständnis von Bions Transformations an der These, dass das, was transformiert wird, das psychoanalytische Objekt ist, eine konstante Verbindung von - je nach Transformationsebene unterschiedlichen - Invarianten. Zu den zahlreichen zeitgenössischen Beiträgen zählen Studien über Transformationen in Träumen und Narrativen mit dem Ziel, die Kommunikation des Patienten zu „entkonkretisieren“ und eine Polysemie der Bedeutungen zu generieren (Ferro); die Auffassung der Psychoanalyse als System von Transformationen, in dem somatopsychische Prozesse repräsentierbar werden und in Gedanken und Bedeutung übersetzt werden können (Riolo); detallierte klinische Studien über die Entwicklung von „Wissen über“ zu „Sein“ (Joseph) und die Erforschung des Bereichs des nicht- verdrängtenn Unbewussten psychotischer Persönlichkeitsanteile mit der Tendenz, multidimensionale komplexe Räume auf einen eindimensionalen Punkt zu reduzieren (Bergstein). Trotz höchst unterschiedlicher Interpretationen von Bions Arbeiten zu Transformationen und der daraus resultierenden Pluralität der zeitgenössischen Weiterentwicklungen besteht Einigkeit, dass seine Theorie eine bedeutsame Möglichkeit darstellt, das Feld und das Instrumentarium der Beobachtung zu erweitern und zu vertiefen, indem sie den Analytiker „sensibilisiert“ und seine Aufmerksamkeit während der Sitzung (wie auch zwischen den Sitzungen) auf jene Anteile des Patienten lenkt, die dem analytischen Blick und Diskurs andernfalls nicht zugänglich sind, so dass psychische Transformationsarbeit erforderlich ist, um Veränderung und Weiterentwicklung zu ermöglichen.

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