Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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der Kommunikation und des psychophysiologischen Erlebens bezeichnet werden, die es von den freudianischen “drives” zu unterscheiden gilt, denn diesen Begriff verwenden die Autoren zur Bezeichnung der Motivationssysteme Libido und Aggression. Trieb”äußerungen”: Repräsentationen, Abkömmlinge Als Eckstein der freudianischen Metapsychologie zeigen sich Triebe nie in Reinkultur. Sie sind immer gemischt mit unterschiedlich konzipierten Kombinationen intrapsychischer, interpsychischer und relationaler Erfahrungen, von denen sie auch reguliert werden. Als metapsychologisches Konezpt ist der Trieb von seinen Äußerungen/Manifestationen zu unterscheiden, d.h. auf der Ebene der klinischen Phänomenologie von (bewussten und unbewussten) Wünschen und Bedürfnissen, deren Herleitung aus den zugrundeliegenden Trieben unterschiedlich theoretisiert wird. Umgekehrt erwähnt Freud häufig, dass er seine Theorien und Deutungen von dem “Rohmaterial” der manifesten Ebene herleite. Beziehungen zwischen unterschiedlichen psychischen Systemen, insbesondere solche, die mit dem Passieren der Triebe zwischen dem System Ubw und den Systemen Vbw und Bw zusammenhängen, werden durch Repräsentationsprozesse vermittelt (Freud 1900a, 1915c, 1916-17a, 1933a). Triebrepräsentanten und Repräsentationen Die Art und Weise, wie Freud (1915c) den Trieb definierte - “ein Grenzbegriff zwischen Seelischem und Somatischem, als psychischer Repräsentant der aus dem Körperinnern stammenden, in die Seele gelangenden Reize” (S. 214) -, bezog auch die Annahme repräsentationaler Prozesse ein, durch die der Trieb zum Objekt des Bewusstseins werden kann. Diese repräsentationalen Prozesse können auf unterschiedlichen Ebenen der Abstraktion stattfinden und sich zum Trieb auf unterschiedliche Weise verhalten. Der abstrakteste ist die “ Repräsentanz ”, d.h. eine “Delegation”; der Begriff wird zumeist in Freuds metapsychologischen Schriften (1915c, d, 1916-17a) im spezifischen Kontext der Beziehung des Triebs zu seiner eigenen Repräsentanz in einem psychischen Bereich, also der Beziehung zwischen Psyche und Soma, und verwendet, etwa in der Formulierung, der Trieb werde “durch die Vorstellung repräsentiert” (1915e, S. 276). Freud hat mit “Repräsentanz” häufig Komposita gebildet, z.B. Vorstellungsrepräsentanz (“ideational representative”), Triebrepräsentanz (“drive representative”), oder ein Adjektiv vorangestellt wie im Falle von „psychische Repräsentanz“ (“psychic representative”). Ebenen und Modi der Repräsentanzen – spezifische Weisen , wie sich Triebe als Vorstellungen und Affekte manifestieren. Als körperliche Schicksale des Triebs können Affekte ihrerseits Veränderungen und Verschiebungen erfahren, vor allem wenn sie von den Vorstellungen und Erinnerungsspuren abgelöst werden. Der Begriff Vorstellung (“ideational representation”) ist allgemeiner Art und bezeichnet psychische Bilder, aber auch unterschiedliche Methoden der Substitution, Anspielung und

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