Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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SYMBOLISIERUNG Tri-Regionaler Eintrag Interregionales Editorial Board: Louis Brunet (Nordamerika), Dimitris-James Jackson (Europa) und Martha Isabel Jordán-Quintero (Lateinamerika)

Interregionaler Koordinierender Chair: Eva D. Papiasvili

I. EINFÜHRUNG UND EINFÜHRENDE DEFINITION

Im weitesten Sinn definiert , erfolgt die Symbolisierung, eine universale menschliche Repräsentationsfähigkeit, dadurch, dass ein Element benutzt wird, um ein anderes (oder mehrere andere) zu vertreten (zu repräsentieren) (Auchincloss & Samberg 2012). Traditionell hat sich die Psychoanalyse in erster Linie mit unbewussten Symbolisierungsprozessen beschäftigt, die, als eine Funktion des Primärvorgangs verstanden, eng mit dessen Mechanismen der Verdichtung und Verschiebung zusammenhängen. Psychoanalytische Symbole haben perzeptuelle und sensorische Wurzeln und weisen immer einen Bezug zum Körper-Ich, zu infantilen Triebzielen und -objekten sowie zu erogenen Zonen und Funktionen auf. Sie entstehen durch Verschiebung vom Körper oder vom Objekt auf ein neutraleres Objekt der Wahrnehmung. Durch den Primärvorgang erzeugte psychoanalytische Symbole, die auf Wunscherfüllung zielen, sind von der Symbolik der Sprache, die der Sekundärvorgang im Dienst von Anpassung und Kommunikation hervorbringt, zu unterscheiden; mögliche intermediäre Bereiche umfassen u.a. Folklore, Künste und Literatur (Blum 1978). Den international anerkannten zeitgenössischen nordamerikanischen Wörterbüchern zufolge, die den Zusammenhang zwischen Symbolisierung und Repräsentation betonen, ist ein Symbol eine indirekte komplexe Repräsentation, die potentiell auf eine unendliche Klasse von Referenten Bezug nimmt, die durch emotionale Bedeutung miteinander verbunden sind (Auchincloss & Samberg 2012; Moore & Fine 1990). Besonders deutlich wird der enge Zusammenhang zwischen Symbolisierung und Repräsentation in Auchincloss’ und Sambergs “Psychoanalytic Terms and Concepts” (Auchincloss & Samberg 2012). Unter dem Eintrag „Symbolism / Symbolization / Representation“ wird „Symbolische Repräsentation“ hier als ein universaler Prozess und als universale Fähigkeit der menschlichen Psyche definiert, ein Element stellvertretend für ein anderes zu benutzen. Die Produkte solcher Prozesse werden als Symbole bezeichnet.

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