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Klassifizierungssysteme zählte. Das Schlüsselwort in dieser Systematisierung lautet vorwiegend . Liberman schloss seine klinischen Systematisierungen mit einer Studie über Roman Jakobsons „Faktoren und Funktionen der Kommunikation“ (Jakobson 1960) ab. Indem er diese Faktoren und Funktionen zu seiner eigenen persönlichen Adaptation von Freuds erstem topischem Modell in Bezug setzte, entwarf er seine Theorie der „Stile“, der „stilistischen Komplementarität“ und des „ideal plastischen Ichs“. In den letzten Jahren vor seinem allzu frühen Tod kehrte Liberman zu seinem Dissertationsthema, der Psychosomatik, zurück, indem er den „überangepassten Patienten“ beschrieb. Das heißt, er erörterte im Rahmen von E. Pichon Rivières Theorien über die „Anpassung an die Realität“ eine passive Realitätsanpassung (Arbiser 2017). II. A. Stile Was die von Liberman identifizierten Stile betrifft, so ist es laut David Maldavsky (1986), eines engen Mitarbeiters Libermans, schwierig, in dessen Texten eine präzise Definition zu finden. Infolgedessen suchte er nach Möglichkeiten, Wörter und spezifische Sequenzen aus Geschichten auszuwählen und zu kombinieren, um Zeit, Raum, Gegenstand und Kausalität zu verstehen. Ausgehend von der Tatsache, dass der Sprachkode gemäß Luis J. Prietos (1973) doppeltem Artikulationssystem von Signifikant/Signifikat und Zeichen/Zeichen eine unendliche Zahl an Möglichkeiten zulässt, das Zeichen, welches die Botschaft transportiert, zu konstruieren, definierte Liberman charakteristische stilistische Typologien, die den von jedem Sprecher spontan getroffenen Entscheidungen entsprechen. Das heißt, dass die dreidimensionalen graphischen Repräsentationen des Ichs und des Es (Freud 1923) von einem „Band“ gekreuzt werden, das, ausgehend vom Wahrnehmungspol mit seiner jeweiligen Besetzung der Aufmerksamkeit, zum motorischen Pol verläuft, wo das Handeln durch eine Antizipation der Reaktion reguliert wird. Zwischen diesen Polen postuliert Liberman sechs partielle Ich- Funktionen, die sechs Möglichkeiten entsprechen, bedeutungstragende Signale zu empfangen (zu dekodieren), zu bewerten (unterschiedliche Bedeutungen und Signifikanzen zu identifizieren) und zu senden (zu kodieren). Diese sechs Funktionsweisen wurden von ihm in einer Abfolge von zunehmend inklusiven Kästen arrangiert. Zu rein illustrativen Zwecken folgt nun eine nummerische Zusammenfassung der Stile. Kasten 1: Reflexiver Stil . Hier geht es um Roman Jakobsons Quellenfaktor und die gleichfalls von ihm beschriebene metasprachliche oder reflexive Funktion . Dieser Diskurs ist auf den Sprechenden konzentriert, z.B. „Ich denke“. Die beteiligte Ich- Funktion setzt die Fähigkeit voraus, sich zu dissoziieren und zu beobachten, ohne teilzunehmen, aber auch ohne sich von Affekten abzuspalten; dies wiederum
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