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In „Über den Gegensinn der Urworte“ (Freud 1910e) erläuterte er die Ähnlichkeit zwischen der Symbolik der „Traumsprache“ und alten Sprachen, wobei er speziell den „Satz des Widerspruchs“ (Freud 1933a [1932], S. 79) hervorhob: Sowohl in Träumen als auch in den alten Sprachen kann ein und dasselbe Wort Gegenteiliges und Widersprüchliches bezeichnen. 1911 erklärte Freud (1958a [1911]) in „Träume im Folklore“: „Es ist sehr viel bequemer, die Traumsymbolik im Folklore als in den wirklichen Träumen zu studieren. Der Traum ist genötigt zu verbergen und liefert seine Geheimnisse nur der Deutung aus; diese Schwänke aber, die sich als Träume verkleiden, wollen mitteilen, zur Lust dessen, der sie vorbringt, wie dessen, der sie anhört, und setzen deshalb die Deutung ungescheut zum Symbol hinzu. Sie freuen sich der Bloßlegung der verhüllenden Symbole“ (S. 577f). In „Zur Geschichte der psychoanalytischen Bewegung“ fasste Freud (1914d) zusammen: „Über die Traumdeutung kann ich mich kurz fassen. Sie fiel mir zu als Erstlingsfrucht der technischen Neuerung, nachdem ich mich, einer dunklen Ahnung folgend, entschlossen hatte, die Hypnose mit der freien Assoziation zu vertauschen. […] Infolge dieser Entdeckungsgeschichte war die Symbolik der Traumsprache so ziemlich das letzte, was mir am Traum zugänglich wurde […]. Das eigenartigste und bedeutsamste Stück meiner Traumtheorie, die Zurückführung der Traumentstellung auf einen inneren Konflikt, eine Art von innerer Unaufrichtigkeit, fand ich dann bei einem Autor wieder, dem zwar die Medizin, aber nicht die Philosophie fremd geblieben war, dem berühmten Ingenieur J. Popper […]. Die Probe auf meine Voraussetzung, daß eine Neurose durch Analyse verständlich werden müsse, ließ oft bei dem Kranken verwirrend lange auf sich warten; an den Träumen, die man als Analoga der Symptome auffassen konnte, fand diese Voraussetzung eine fast regelmäßige Bestätigung“ (S. 58). In seinen Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse konstatiert Freud (1916-17a): „Der Umfang der Dinge, die im Traume symbolische Darstellung finden, ist nicht groß. Der menschliche Leib als Ganzes, die Eltern, Kinder, Geschwister, Geburt, Tod, Nacktheit — und dann noch eines. Die einzig typische, d. h. regelmäßige Darstellung der menschlichen Person als Ganzes ist die als Haus“ (S. 154). Im selben Text erläutert Freud die Grenzen des Konzepts und seiner Definition und warnt: „Man muß auch zugeben, daß der Begriff des Symbols derzeit nicht scharf abzugrenzen ist, er verschwimmt gegen die Ersetzung, Darstellung u. dgl., nähert sich selbst der Anspielung. Bei einer Reihe von Symbolen ist der zu Grunde liegende Vergleich sinnfällig. Daneben gibt es andere Symbole, bei denen wir uns die Frage stellen müssen, wo denn das Gemeinsame, das Tertium comparationis dieses vermutlichen Vergleichs zu suchen sei. Dann mögen wir es bei näherer Überlegung auffinden, oder es kann uns wirklich verborgen bleiben. Es ist ferner sonderbar, wenn das Symbol eine Vergleichung ist, daß dieser Vergleich sich nicht durch die Assoziation bloßlegen läßt, auch daß der Träumer den Vergleich nicht kennt, sich seiner bedient,
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