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„Traumraum“, wie wir heute sagen würden, einem „gerahmten“ oder sogar „umhüllten“ oder „containten“ Raum, ist jede Aktivierung halluzinatorischer Art, doch die Übersetzung der subjektiven Tagesreste in die Darstellung im Traum erfordert „Traumarbeit“, die nicht mit der Reduzierung von Besetzungsquantitäten identisch ist. Der Traum benötigt sie nicht, weil er einen halluzinatorischen Prozess voraussetzt, einen Transformationsformationsprozess allerdings, einen Verkleidungsprozess, mit anderen Worten: einen Darstellungsprozess (der die Darstellbarkeit, die Erfordernisse der psychischen Repräsentation, berücksichtigt): „Darstellung“ als Symbolisierungsarbeit. Um den Traum träumen zu können, ist psychische Arbeit notwendig, und die Risiken und Unzulänglichkeiten der Traumfunktion gehen auf das Scheitern oder die Insuffizienz dieser psychischen Arbeit zurück: Es handelt sich um eine „primäre“ Symbolisierung, d.h. um die Niederschrift im „primären System“ (unbewusste Symbolik des Primärvorgangs im Traum). Und schließlich wird der geträumte Traum „erzählt“ und in Wortvorstellungen übersetzt: Niederschrift und Übersetzung im „sekundären System“ (sekundärprozesshafte kommunikative Sprachsymbolik). Erforderlich ist daher eine „sekundäre“ Symbolisierung. Somit beschreibt Freud ein zweifaches Modell, eines, in dem die einzige psychische Arbeit im Wachzustand darin besteht, den Trieb zu „bändigen“, und ein nächtliches Modell der Traumaktivität, die keinen Triebanspruch „bändigen“ muss (Freud 1937c, S. 69), sondern psychische Arbeit in Form einer Transformation verlangt, einer qualitativen und symbolischen Transposition. In seiner Übersicht dieser Prozesse hebt Freud wichtige Mechanismen hervor, deren sich der Traumzensor bedient, z.B. Verschiebung, Verdichtung, Überdeterminiertheit, Darstellbarkeit usw. (Freud 1900a, 1911b). II. Aab. Symbol, symbolisch und Symbolisierung in Freuds Terminologie and in der Sprache (Lateinamerikanische Perspektive) Lateinamerikanische Analytiker weisen, sprachsensibel, darauf hin, dass das Wort “Symbolisierung” bei Freud seltener vorkommt als die Begriffe Symbol (SYMBOL) und Symbolik (SYMBOLIK). Dementsprechend führt das Vokabular der Psychoanalyse von Laplanche und Pontalis (1973 [1967]) „Symbolisierung“ nicht auf, wohl aber „Symbolik“. „Symbol“ und das entsprechende Adjektiv „symbolisch“ werden in Die Traumdeutung häufig erwähnt. Laut Freud zählt das Symbol zu unserem Erbe. Symbol und Symbolisiertes können auf einer unbewussten Ebene identisch sein, aber unterschiedliche Symbole können auch eine einzige Bedeutung haben (z.B. können Banane, Obelisk und Krawatte einen Penis symbolisieren). Die Gesamtheit der Symbole konstituiert das Symbolische. (Hier deckt sich die lateinamerikanische
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