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II. Bb. Carl Gustav Jung Jung (2023 [1912]) legte in seinem Buch “Symbole der Wandlung” die Betonung nicht auf die Bedeutsamkeit der infantilen Sexualität, sondern auf die Rolle, die das kollektive Unbewusste bei der Bildung von Symbolen spielt. Symbole tauchen laut Jung in Träumen wie auch im Alltagsleben spontan aus dem persönlichen oder kollektiven Unbewussten auf. Werden die Assoziationen des Träumenden korrekt verstanden, kann der Inhalt vom Individuum emotional besetzt und Teil seines persönlichen Mythos werden. Die wichtigste Funktion des Symbols besteht darin, Energie zu transformieren und intrapsychische Gegensätze zu einen. Ist die psychische Energie blockiert, wie es bei Depressionen der Fall ist, stimuliert die Inaktivität auf der bewussten Ebene die Symbolisierungsaktivität im Unbewussten und weist den Weg zu neuen Zielen, so dass das Leben weitergehen kann. Jung verstand religiöse Symbole als Selbstoffenbarung archetypischer Kräfte des kollektiven Unbewussten, die ganzen Gesellschaften und Zeitaltern Bedeutung verleihen können. Sie tauchen oft weltweit in ähnlicher Form auf. II. Bc. Sándor Ferenczi In seinen beiden wichtigsten einschlägigen Veröffentlichungen „Die Brückensymbolik und die Don Juan-Legende“ (Ferenczi 1912) und „Zur Ontogenese der Symbole“ (Ferenczi 1913) knüpft Ferenczi an Freuds topische Beschreibung der Symbolbildung an. Er betont eine physiologische Grundlage dieses Prozesses, der in gewisser Weise den gesamten Körper oder ein Körperorgan bzw. dessen Funktion zum Ausdruck bringt, die Dynamik der Verdrängung und die am Zusammenspiel widerstreitender Kräfte beteiligten psychophysischen Intensitäten. Darüber hinaus betont Ferenczi spezifisches Material, das für die Ontogenese und Phylogenese der Symbole relevant ist, sowie die „affektive Besetzung“, die an der Bildung von psychoanalytischen Symbolen im eigentlichen Sinn, d.h. unterschieden von Metaphern, Parabeln und Gleichnissen, beteiligt ist. Laut Ferenczi taucht die Identifizierung als Vorläufer der Symbolik aus dem Versuch des Babys auf, in jedem Objekt seine eigenen Organe und ihr Funktionieren wiederzuentdecken. Affektivität ist eine Voraussetzung der Symbolbildung (z.B. kann die zeitgleiche Angst vor dem Verlust eines Zahnes oder des Penis im psychischen Material schließlich als Angst vor Zahnverlust auftauchen, d.h. der Zahn steht symbolisch für den Penis), die Ferenczi auf folgende Weise systematisiert: 1. Dinge, die einander ähnlich sind, werden vom Kind gleichgesetzt (Penis = Zahn, Kastration = Zahnziehen). Dies entspricht der Art und Weise, wie das Unbewusste generell mit Bildern verfährt (im Traum, im Witz).
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