Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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Paulo Cesar Sandler (2005) betont, dass Transformationen „nicht einfach eine Frage der individuellen Meinung des Analytikers“ (S. 765) seien. Sie konservieren „grundlegende Merkmale des beobachteten materiellen oder immateriellen Faktums, Gegenstandes oder der beobachteten Person“ (S. 767). In den Worten von Rafael Lopez-Corvo (2003), des venezolanischen Autors des Dictionary of The Work of W.R. Bion : „[…] das Wiedererkennen der Identität dieser Elemente, die [ihre Form] verändert haben, beruht auf den vorhandenen Invarianten“ (S. 290). Ein breiter Konsens besteht auch bezüglich der Anerkennung der von Bion beschriebenen basalen Arten der Transformation in der klinischen Praxis, auch wenn die Erklärungen der Autoren aus den unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Schwerpunkte setzen. a. Transformation durch starre Bewegung (auch als starre Transformation bezeichnet) – entspricht Ereignissen der Vergangenheit, die in der klassischen Übertragung wiederbelebt werden. b. Projektive Transformationen – entspricht Melanie Kleins Konzept der projektiven Identifizierung. c. Transformation in Halluzinose – findet in der Psychose statt sowie im halluzinatorischen Erleben im therapeutischen Setting, ohne zwangsläufig eine Diagnose zu implizieren. d. Transformation in O – bedeutet laut Bion eine Transformation der unbeschreibbaren Natur des analytischen Objekts und/oder des Symptoms des Analysanden durch K (knowledge) zu einem Zustand der „absoluten Wahrheit“ oder „letzten Realität“ (vom Kennen der Realität zum Real-Sein).

II. DIE BEOBACHTUNGSTHEORIE DER TRANSFORMATIONEN IN BIONS WERK

Des leichteren Verständnisses wegen hebt dieser Abschnitt mit dem breiteren Kontext der Wurzeln von Bions Transformationen an, bevor er sich zunächst jenen Weiterentwicklungen seiner Beobachtungstheorie zuwendet, die eng am Text seines Buches bleiben, und sodann jenen, die sein Werk durch eine bestimmte Linse (nämlich derjenigen der Komplexität) betrachten bzw. es um ein bestimmtes Thema (nämlich dem des psychoanalytischen Objekts) organisieren.

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