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Einige wichtige Entwicklungen, die direkt mit dieser Orientierung zusammenhängen, erfolgten in anderen Regionen (siehe unten). Weitere, unmittelbarer mit einer spezifischen regionalen Ausarbeitung des Konzepts zusammenhängende Formulierungen werden in den Abschnitten über Nord- und Lateinamerika erörtert.
III. Aa. Der Beitrag Melanie Kleins und der Kleinianer
III. Aaa. Melanie Klein Klein ( 1995 [1923], 1995 [1926], 1995 [1929a], 1995 [1929b], 1995 [1930]) leistete einen bahnbrechenden Beitrag zum Verständnis der Bedeutung der Symbolik für die Sublimierung. Sie knüpfte an Abrahams, Ferenczis und Jones’ Konzeptualisierungen der Symbolisierungsprozesse und der Symbolik an und zog den Schluss, dass die Symbolik die Grundlage jeder Sublimierung und jeder Begabung bildet, weil Dinge, Aktivitäten und Interessen durch symbolische Gleichsetzung zum Gegenstand der libidinösen Phantasien werden und die Symbolbildung für erfolgreiche Sublimierung und Kreativität eine zentrale Rolle spielt. Was die Beziehung zwischen Sublimierung und Symbolisierung betrifft, so folgte Klein Abrahams (1911b) Überlegung, dass Sublimierung und symbolische Darstellung des innern Konflikts sowohl eine Abwehr- als auch eine Wiedergutmachungsfunktion haben können. Sie entwickelte diese Überlegung weiter und schrieb, darin Abraham näher als Jones, sie sei „zu dem Ergebnis gelangt, daß die Symbolik die Grundlage aller Sublimierungen und Begabungen sei“ (Klein 1995 [1930], S. 352f.). Sie fährt fort: „Die Symbolik wird so nicht nur die Grundlage für alle Phantasietätigkeit und Sublimierungen, sondern […] auch die für die Herstellung der Beziehung zur Umwelt und Realität im allgemeinen“ (ebd., S. 353). Somit hängt die Symbolisierung eng mit der Anerkennung der äußeren und der inneren Realität in der depressiven Position sowie mit der Fähigkeit zu trauern zusammen. Kleins Konzipierung der Symbolbildung ging aus ihrer analytischen Arbeit mit schwer gestörten Kindern hervor. Schon früh erkannte sie den symbolischen Wert des Spiels und entwickelte auf dieser Grundlage ihre kinderanalytische Spieltechnik. Sie verstand das Spiel der Kinder im selben Sinn, wie sie Träume deutete, d.h. als eine symbolische Darstellung von Wünschen, Phantasien und Konflikten, „eine phylogenetisch erworbene[] Ausdrucksweise“ (Klein 1995 [1926], S. 204). Eine solche Überlegung mag Freud nicht gänzlich fremd gewesen sein, als er das Fort-da-Spiel seines Enkels analysierte, der die Garnrolle über den Rand seines Bettchens warf und sie dann am Faden wieder herauszog. Freud verstand es als eine symbolische Darstellung und als Versuch des Kindes, die schmerzvolle Abwesenheit seiner Mutter zu bewältigen. Er hat die Überlegung des Symbolwertes des Spiels jedoch nicht theoretisch weiterentwickelt.
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