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Person; Ttα steht für Sinneseindrücke und Wünsche, Ttβ für die Opiumherstellung des Drogenabhängigen (Sandler 2005, S. 801f.) Im Zusammenhang mit dem Raster, den Bion (1990 [1962], 2002 [1967]) seit Beginn der 1960er Jahre nach und nach ausarbeitete und in Transformations bezüglich der Genese des Denkens weiterentwickelte, erläutert Sandler (2005, S. 153), dass die Transformationszyklen auch als Entwicklungsprozess von der Präkonzeption zur Konzeption (von der E- zur D-Kategorie des Rasters) betrachtet werden können: Wenn eine Präkonzeption auf eine Realisierung trifft, emergiert eine Konzeption, die dann in einem weiteren Transformationszyklus als neue Präkonzeption benutzt werden kann (ebd., S. 153). Mehr dazu im nächsten Abschnitt. (NORDAMERIKANISCHE PERSPEKTIVE) Der erste Satz in Bions Buch Transformations lautet: “Angenommen, ein Maler sieht einen Weg, der durch ein mit Mohnblüten übersätes Feld führt, und malt ihn“ (1997 [1965], S. 21). Diese Ausgangssituation leitet sein Modell jener mentalen Prozesse ein, aus deren Zusammenwirken schließlich das Gemälde jenes Feldes hervorgeht. Man kann dieses Szenarium erweitern, indem man die Rolle eines „Malers“ beispielhaft mit einer Ikone besetzt. Stellen Sie sich den Moment im Juli 1890 vor, in dem Vincent van Gogh in Auvers-sur-Oise in seinen letzten Lebenstagen an einen Pfad gelangt, der in ein Weizenfeld führt, über dem sich ein dunkler Himmel wölbt. Er verließ das Feld, nachdem er eines der bedeutendsten abendländischen Kunstwerke geschaffen hatte. Wir können unmöglich sagen, welche seiner unaussprechlich schmerzvollen emotionalen Erfahrungen auf der Leinwand in Öl repräsentiert wurden – aber genau dieses Wunder geschah. Ebenso wenig können wir wissen, wie die Essenz der tatsächlichen Szene – Pfad, Weizenfeld, Himmel, vielleicht auch Krähen – konstant und in dem fertiggestellten Gemälde wiedererkennbar blieb. Wenn van Gogh die Krähen aus seiner Vorstellung hinzugefügt hat, wissen wir nicht, wie sich sein emotionales Erleben in dem Feld in emotionale „Kräheneigenschaften“ transformierte, die dann wiederum in dunkle, krähenartige, hochemotionale Pinselstriche transformiert wurden. Und schließlich können wir nicht wissen, wie es dazu kommt, dass diese meisterliche Darstellung turbulenter, aufgewühlter Gefühle unmissverständlich ein van Gogh’sches und nicht irgendein Weizenfeld mit Krähen zeigt. II. D. (WEITGEHEND) TEXTIMMANENTE INTERPRETATIONEN Bions Theorie der Transformationen unterliegt seinem gesamten Verständnis der Psychoanalyse, demzufolge Emotionen und emotionales Erleben zentrale Antriebselemente darstellen. Diese Sichtweise prägt sämtliche seiner Publikationen und insbesondere seine Theorie der Transformationen. Sein Verständnis der Emotionen wurzelt zweifellos in seinen frühesten Veröffentlichungen, in denen er auf seine Erfahrungen als Psychiater beim Militär und an der Tavistock Clinic zurückgreift
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