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Gesundheit darstellt, denn es könnte sich um das Resultat eines Spaltungsprozesses handeln, in dem das abstrakte Denken keinerlei emotionale Bedeutung besitzt (Segal 1991, S. 48). Abschließend hält Pérez-Sánchez (2018, S. 124) fest, dass Segal Jahre später weiterhin die These vertrat, dass es verschiedene Formen des Übergangs von konkretistischer Symbolik zu reifer symbolischer Repräsentation/Darstellung gebe und dass in ein und demselben psychotischen wie auch nicht-psychotischen Individuum primitive Formen mit weiterentwickelten in unterschiedlichen Verhältnissen koexistieren können (vgl. Quinodoz 2008, S. 65). III. Aac. Wilfred Bions und Donald Meltzers zeitgenössische Weiterentwicklungen Zur selben Zeit wie Segal entwickelte Bion (1957, 1962) seine Überlegungen zur Symbolbildung und zum symbolischen Denken, und zwar auf der Grundlage seiner Theorien des Containments und der Reverie der Mutter (siehe den Eintrag CONTAINMENT: CONTAINER/CONTAINED). Das mütterliche Containment der angsterfüllten Projektionen des Babys und deren Rückgabe in einer Form, die für das Kind erträglich ist und die es internalisieren kann, schafft die notwendigen Voraussetzungen für den Übergang vom konkretistischen Denken (Beta-Elemente) zum eigentlichen symbolischen Denken. Ermöglicht wird dies durch die Alpha- Funktion der Mutter. Unter Beta-Elementen versteht Bion rohe, nicht verstoffwechselte somatopsychische Elemente des präverbalen Denkens, die, wenn sie nicht modifiziert werden, nur ausgeschieden werden können. Alpha-Elemente hingegen entstehen, wenn Beta-Elemente durch die Reverie und Alpha-Funktion der Mutter transformiert wurden, so dass sie für symbolisches Denken und als „Inventar der Träume“ (Bion 2013 [1956], S. 49) zur Verfügung stehen. Die Alpha-Funktion der Mutter ist eine Voraussetzung der mütterlichen Reveriefähigkeit, d.h. der Fähigkeit, die Beta-Elemente des Babys (rohe Sinnesdaten) aufzunehmen und in sinnhaltige Gedanken (Alpha-Elemente) zu transformieren – ein wichtiger Aspekt der Container-Funktion. Symbolisches Denken wird Bion zufolge möglich, wenn zwei Grundbedingungen erfüllt sind: Erstens muss der Säugling in der Lage sein, während der Abwesenheit des Objekts Frustration zu ertragen, und zweitens muss die Mutter fähig sein, die projektiven Identifizierungen des Babys zu containen. Somit wird die Symbolbildung durch Abwesenheit und Getrenntheit angeregt; gleichzeitig ermöglicht sie das Ertragen der Trennung. Durch wiederholte Erfahrung eines erfolgreichen mütterlichen Containments kann der Säugling diese Alpha-Elemente übernehmen, der Welt auf diese Weise Bedeutung verleihen und überdies auch die Containerfunktion der Mutter verinnerlichen, die es ihm ermöglicht, auch längere Frustrationsphasen zu ertragen. Kreativ miteinander verbundene Bilder und Bedeutungen lassen komplexe symbolische Repräsentationen entstehen. Diese dynamischen Prozesse brachte Bion (1992) mit dem Träumen (Traumarbeit-α) in Verbindung, das sich im Wachzustand fortsetzt. Zudem beschrieb Bion Ideogramme als eine archaischere Form der Symbolik,
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