Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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nichtfeindselig-destruktiv (essen); nichtfeindselig-nichtdestruktiv (konstruktive Kritik, etwas vollbringen); feindselig-nichtdestruktiv (einen Schuldigen suchen, auf jemanden wütend werden); und feindselig-destruktiv (Rache, körperliche Gewalt etc.). Die Triebentwicklung entfaltet sich laut diesen Autoren in der sie prägenden Interaktion mit „dem/der Anderen“ (Kulish 2019). (Siehe auch den Eintrag INFANTILE SEXUALITÄT)

IV. E. REAKTION GEGEN DIE METAPSYCHOLOGIE

IV. und objektbeziehungstheoretische Ansätze: Minimierung der Bedeutsamkeit der Triebe Ea. „Klassische“ interpersonale, selbstpsychologische Beeinflusst durch die „operationalistische“ Methode entwickelten Harry Stack Sullivan (1953), Karen Horney (1941) und Erich Fromm (1941; Fromm und Funk 1997) als Vertreter interpersonaler bzw. kulturtheoretischer Ansätze eine anti- metapsychologische Betonung und behaupteten, dass das Streben nach Sicherheit und die Triebbefriedigung untrennbar zusammenhingen. Gleichzeitig postulierten sie, dass alle psychologischen Phänomene interpersonalen Ursprungs seien. Einer der späteren Theoretiker, die daran anknüpften, war Heinz Kohut (1971, 1977), der die Selbstwertregulation zunächst auf triebtheoretischer Grundlage konzipierte, später aber die Auffassung vertrat, dass Aggression und Destruktivität das „Produkt eines Zusammenbruchs“ seien, der mit einer Auflösung des Selbstbildes einhergehe. In der Selbstpsychologie treten Selbstobjektbedürfnisse an die Stelle der Triebe. Endogene Triebe spielen auch in zahlreichen weiteren interpersonalen und objektbeziehungstheoretischen Modellen der Psyche keine oder nur eine geringe Rolle. Die klinische Aufmerksamkeitseinheit dieser Schulen ist interpersonal. Allerdings weist die zeitgenössische Position relationaler Theoretiker zunehmende Komplexität auf (siehe unten). IV. Eb. Merton Gill, George Klein und die “Psychologie“kritik von Roy Schafer und Robert Holt Die nächste Herausforderung, die Einfluss auf die Konzipierungen des Unbewussten und der Triebe ausübte, ergab sich unmittelbar aus dem metapsychologischen Gesichtspunkt. Ihre wichtigsten Vertreter waren Merton Gill, der die topische Perspektive und dann auch die übrige Metapsychologie ablehnte (Gill 1963, 1976, 1994), sowie George Klein (1976). Sie arbeiteten schließlich zwei psychoanalytische Theorien aus: 1. Eine auf unanfechtbarer empirischer Beobachtung beruhende klinische Theorie und 2. eine spekulative abstrakte Theorie. Roy Schafer (1976) postulierte eine Handlungssprache, die psychische Phänomene dynamisch zu erklären versucht, indem sie Verben und Adverbien benutzt und auf Substantive und Adjektive verzichtet.

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