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die komplexe Bedeutungen und Assoziationen als einzelnes Bild oder einzelne Idee repräsentieren – in gewisser Weise ähnlich der Freud’schen Technik der Traumanalye und der Erforschung komplexer Assoziationen. Diese Prozesse führen darüber hinaus zu einer Differenzierung der Psyche in Bewusstsein und Unbewusstes, wenn sich eine semipermeable Kontaktschranke aus Alpha-Elementen bildet, die Verdrängung anstelle von Ausstoßung/Ausscheidung zulässt. In späteren Weiterentwicklungen dieser Überlegungen spielen Transformationsprozesse eine entscheidende Rolle für die Herstellung von Repräsentationen (symbolischen Versionen) einer « letzten Realität ». Bedeutungen und Repräsentationen werden so in einem interpersonalen Kontext erfahren und konzeptualisiert. Bion betont jedoch, dass auch weitere Transformationen, die in höherem Maß symbolisch und abstrakt sind, lediglich unvollkommene Annäherungen an die psychische Realität bleiben. Er beschrieb eine spezifische Konstellation innerer Objektbeziehungen, die durch das Vorliegen eines strengen, erbarmungslosen Über- Ichs charakterisiert ist. Das ich-zerstörerische Über-Ich macht Verbindungs- und Denkprozesse unmöglich und führt so zum Verlust der Fähigkeit, Bedeutung zu erzeugen und Symbole zu bilden (eine Konsequenz fehlenden Containments und exzessiver projektiver Identifizierung seitens des primären Objekts, wie oben beschrieben). Die Unfähigkeit zu symbolisieren zieht konkretistisches Denken und Agieren nach sich. Donald Meltzer (1984) hat Bions Konzept der Alpha-Funktion und der Herstellung von Verbindungen, die dem psychischen Erleben Bedeutung zuschreiben, auf originäre Weise weiterentwickelt. Ebenso wie zuvor Bion betonte Meltzer, dass die Fähigkeit, Träume und psychisches Leben zu erforschen, wichtiger sei als die finalen symbolischen Repräsentationen an sich (insbesondere die diskursiven Repräsentationen). Damit verweist er auf die kontinuierliche, fortlaufende Bedeutungsstiftung durch das Träumen. Er untersucht zudem die wichtige Unterscheidung zwischen „etwas sagen“ und „etwas meinen“, die nach seiner Ansicht in der Fähigkeit des Patienten zur Symbolbildung im Traumleben gründet (Meltzer 1997, S. 176). Die Grenzen der konventionellen Sprache mit ihrem beschränkten Vorrat an Zeichen und ihren abgenutzten Symbolen kann emotional verarmte verbale Annäherungen an die Komplexität unbewusster Bedeutung zur Folge haben, was wiederum Implikationen für den psychoanalytischen Diskurs hat. Somit betont Meltzer die Bedeutsamkeit von Bions Ideogrammen und die wichtige Rolle des Träumens. Verbale Deutungen greifen, was den symbolischen Ausdruck betrifft, oft zu kurz, zumal andere Formen des visuellen und künstlerischen Ausdrucks innere Erfahrung häufig auf eine reichere Weise repräsentieren können. Andere Autoren haben Schwierigkeiten oder defensive Beeinträchtigungen der Erzeugung einer dritten Position (Britton 1989) und der Schaffung eines dreidimensionalen Raums zum Denken (Bick (1968) beschrieben, wieder andere eine Unfähigkeit, paradoxen Raum zu tolerieren und zu besetzen (Winnicott 1953; Parsons 2000). All diese Schwierigkeiten machen die Symbolbildung unmöglich.
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