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III. Ab. Die britische Unabhängige Tradition Seit Freuds früher Arbeit über Hysterie und seine Erklärung des hysterischen Symptoms als Repräsentation eines libidinösen Konflikts hat sich die Psychoanalyse ihr Interesse an der menschlichen Fähigkeit bewahrt, zu erkennen, dass ein Ding durch symbolische Strukturen und Formen, die im Behandlungszimmer identifiziert und benutzt werden können, für ein anderes stehen kann. Die Beschäftigung mit verschiedenen Formen der Symbolisierung und der Symbole an sich sowie die Art und Weise, wie sie dem menschlichen Subjekt verfügbar werden, ist für alle psychoanalytischen Theorien, aber auch für die Human- und Geisteswissenschaften von zentraler Bedeutung. Die in der zeitgenössischen psychoanalytischen Literatur unübersehbare Aufmerksamkeit für die Symbolisierung beruht auf unterschiedlichen Theorien über die Ursprünge von Symbolen, ihre mögliche Universalität, die psychischen Fähigkeiten, die ihnen zugrunde liegen, und die Funktionen, die sie erfüllen. Beispielhaft für das Verständnis der Symbolbildung und ihr Verhältnis zu Theorien des frühkindlichen Lebens, der Kreativität und der Psychoanalyse, das sich in der Tradition der britischen Unabhängigen Schule entwickelt hat, ist das Werk Donald Winnicotts und Marion Milners . Sie haben die Parameter für einen Großteil, wenn nicht sogar für die gesamte spätere einschlägige Arbeit im Rahmen der objektbeziehungstheoretischen Perspektive gesetzt . Zum ursprünglichen Kreis der britischen Unabhängigen zählte auch Charles Rycroft , dessen Neuformulierung von Freuds Theorie der Symbolik vor allem im nordamerikanischen psychoanalytischen Denken anerkannt wurde und sehr einflussreich war. Sein Beitrag wird unten im Abschnitt über frühe einflussreiche Autoren in Nordamerika eigens erläutert. III. Aba. Donald Winnicott und Malcom Bowies zeitgenössische Weiterentwicklung Winnicotts Konzept eines intermediären oder Übergangsraumes ( transitional space ), eines mentalen und psychischen Raumes zwischen innerer und äußerer Realität, wurde der britischen Gesellschaft 1951 erstmals in einem Vortrag vorgestellt und 1953 veröffentlicht. Sein Verständnis der menschlichen Natur betont den Stellenwert der Illusion als Ressource für das Leben in und mit der komplexen Verflechtung von äußerer und innerer Realität, die das alltägliche Leben charakterisiert. Winnicott betont einen potenziellen oder intermediären Raum, der aus einem hypothetischen Urzustand der Illusion hervorgeht und durch das Umweltmutter-Baby-Paar ermöglicht wird. Die allmähliche Desillusionierung des Babys führt zu einem rudimentären Gewahrsein der Differenziertheit. Indem Winnicott in seinen Schriften durchgängig mit Begriffen wie Symbolik, symbolisch, symbolisieren und Symbol arbeitet, leistet er grundlegende Beiträge zum Verständnis des Symbolisierungsprozesses und seines Scheiterns.
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