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halten Transformationen von Komponenten des Denkens und ihren Funktionen fest – einschließlich Funktionen, die das Denken verhindern sollen. Die einzelnen Reihen bilden die phyologenetische Entwicklung des Denkens von primitiven, präpsychischen Beta-Elementen bis zu einem hochentwickelten System des Denkens ab, das Bion als den algebraischen Kalkül bezeichnete. Die einzelnen Spalten enthalten die Entwicklung der Funktionen, die von Elementen des Denkes erfüllt werden können – von einer „Aussage“ in der ersten Spalte, die eine ursprüngliche emotionale Erfahrung oder eine Wahrheit repräsentieren kann, bis hin zur Funktion des Handelns in der sechsten Spalte. Eines der bemerkenswertesten Elemente des Rasters ist die Spalte 2, in der sich die primäre Abwehrfunktion des Verbergens oder der Zerstörung der Wahrheit findet, wenn die Wahrheit selbst mit Selbstzerstörung droht (siehe unten, „Transformationen und emotionale Wahrheit“). Bion betonte, dass der Analytiker den Raster nicht in der Analysestunde benutzen sollte, weil ihn dies von dem unmittelbaren emotionalen Engagement im klinischen Moment ablenken würde. Stattdessen soll der Raster Analytikern helfen, das Geschehen in der Sitzung in einem Zustand des „meditativen Rückblicks“ (Bion 1992 [1963], S. 136) zu überdenken, der ihm auch helfe, seine analytische Intuition zu entwickeln. Bion hoffte insbesondere, mit dem Raster die Verständigung von Analytikern über klinisches Material erleichtern zu können, indem dieser es erleichtere, klinisch beobachtete Transformationen in psychisches Geschehen klar und schlüssig zu beschreiben. Er bezeichnete den Gedankenaustausch unter Analytikern als „laterale Kommunikation“ (z.B. Bion 2006 [1970], S. 100). II. De. Transformationen und die psychoanalytische Situation Bion konzipierte die Theorie der Transformationen als “eine Methode des kritischen Zugangs zur psychoanalytischen Praxis“ und wollte damit keine neuen psychoanalytischen Theorien postulieren (1997 [1965], S. 27). Dieser Unterschied ist von maßgeblicher Bedeutung. Unter „psychoanalytischen Theorien“ verstand Bion speziell Elemente der Metapsychologie, die mit der klinischen Situation zusammenhängen, z.B. den Ödipuskomplex, die projektive Identifizierung usw. Die Theorie der Transformationen fokussiert hingegen auf die Art und Weise, wie Analytiker die klinische Situation beobachten: „[…] die Theorie der Transformationen […] läßt sich auf keine Situation anwenden, in der nicht die Beobachtung von entscheidender Bedeutung wäre. Beobachtung muß in einer Form gemacht und aufgezeichnet werden, die geeignet ist, mit ihr zu arbeiten, die sich aber gegen abwegige und undisziplinierte Erfindungen sperrt“ (ebd., S. 65). Und weiter schrieb er: „Für meine Zwecke ist es vorteilhaft, die Psychoanalyse als etwas zu betrachten, das unter den Begriff der Transformationsgruppe fällt“ (ebd., S. 24). Das heißt, der Analytiker möchte die laufende Entwicklung der emotionalen Erfahrungen und der psychischen Realität seiner Patienten und seiner selbst beobachten, und zwar insbesondere in der unmittelbaren klinischen Beziehung. Dazu Bion: „Mit der Theorie
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