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der Transformationen beabsichtige ich, eine Kette von Phänomenen zu erhellen, in der das Verstehen einer Verbindung oder eines ihrer Aspekte beim Verstehen der anderen hilft. Der Nachdruck dieser Untersuchung liegt auf dem Wesen der Transformation in einer psychoanalytischen Sitzung“ (ebd., S. 59). Bion schrieb auch, dass er mit dem Begriff „Transformation“ eine „Funktion der Persönlichkeit im Prozess des Repräsentiertwerdens“ (ebd., S. 34) bezeichne, was auf die breite Verwendung des Konzepts schließen lässt. In beiden Fällen verlangt diese Art der Beobachtung, dass der Analytiker seine metapsychologischen Theorien beiseitelegt, weil das beobachtete Material durch ihre direkte Anwendung verzerrt würde (daher Bions einzigartige methodologische Ermahnung, „Erinnerung und Wunsch“ zu suspendieren; Bion 1998 [1967]). Indirekt, wenngleich nicht ausdrücklich, gibt Bion zu verstehen, dass der Analytiker Transformationsprodukte, d.h. Tβ, im Bereich der psychischen Realität intuitiv erfasst oder intuiert. Im dritten Absatz seines klassischen Beitrags „Anmerkungen zu Erinnerung und Wunsch“ formuliert er dies wie folgt: „Der psychoanalytischen ‚Beobachtung‘ geht es weder um das, was geschehen ist, noch um das, was geschehen wird, sondern um das, was tatsächlich geschieht . Überdies beschäftigt sie sich nicht mit Sinneseindrücken oder Sinnesobjekten. Jeder Psychoanalytiker kennt Depression, Angst, Furcht und andere Aspekte der psychischen Realität […]. Sie sind die reale Welt des Psychoanalytikers. An ihrer Realität hegt er keine Zweifel. Doch hat die Angst, um ein Beispiel zu nennen, keine Gestalt, keinen Geruch, keinen Geschmack; das Bewußtsein von den sinnlichen Begleiterscheinungen des emotionalen Erlebens ist ein Hindernis, will der Psychoanalytiker die Realität, mit der er in Einklang sein muß, intuitiv erkennen.“ (Ebd., S. 22) Bion erweiterte das mathematische Grundmodell durch spezielle Zeichen für die Psychoanalyse. Mit „a“ bezeichnete er den Analytiker, mit „p“ den Patienten. Die Transformationen des Patienten werden notiert in der Form: O → Tp (α) → Tp (β), die des Analytikers in der Form: O → Ta (α) → Ta (β). Diese detailliertere Version der Notation ermöglicht eine spezifischere Definition der Terme. Zum Beispiel kann Tp (β), das Produkt der Transformationen der analytischen Gesamtsituation durch den Patienten, beobachtbare Fakten über den Patienten umfassen, etwa Verhalten, Redeweise usw., vor allem aber kann es die psychische Realität repräsentieren. Das Wesen von O in der psychoanalytischen Sitzung bringt zahlreiche konzeptuelle Schwierigkeiten mit sich, die nach wie vor umstritten sind. Bions anfängliche Schriften über O legen die Interpretation nahe, dass die klinische Gesamtsituation und die damit verbundene emotionale Erfahrung als Realisierungen – oder O – dienen, die einer laufenden Transformation unterzogen werden können. So schrieb er: „Der Patient tritt ein und schüttelt dem Analytiker die Hand, einer Konvention folgend, die in der Analyse entstanden ist. Dies ist eine äußere Tatsache, das, was ich ‚Realisierung‘ genannt habe. Insofern es zweckmäßig ist, es als Ding an
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