Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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Übersetzung geändert, E.V.) Die letzten Kapitel von Transformations und sämtliche Kapitel in Aufmerksamkeit und Deutung spiegeln Bions Mühen wider, seine Überlegungen und Hypothesen zu formulieren. Sein letztes großes Werk, ein dreiteiliger Roman mit dem Titel A Memoir of the Future (Bion 1975, 1977, 1979), ist kein psychoanalytischer Text an sich, sondern verwendet psychoanalytische Ideen und Situation innerhalb einer zutiefst idiosynkratischen Struktur und versucht gleichzeitig, zahlreiche Einfälle und Ideen zu veranschaulichen, anzudeuten und zu thematisieren, die Bion im Rahmen des formalen psychoanalytischen Diskurses nicht auszudrücken vermochte. II. Dj. Starre Bewegung und projektive Transformationen Bion hat Transformationen dieser Art mit Bezug auf neurotische und primitive Formen des psychischen Geschehens beschrieben. „Transformationen durch starre Bewegung“ bezieht sich auf die neurotischen, „projektive Transformationen“ auf die primitive Form.Um Missverständnissen vorzubeugen: Das Wort „starr“ [rigid] meint keine pathologische psychische Schwäche, sondern besagt, dass die Invariante durch die gesamte Serie an Transformationen hindurch nicht verzerrt wird. Transformation durch starre Bewegung entspricht Freuds klassischem Konzept der neurotischen Übertragung. Projektive Transformation entspricht Kleins (1946) Konzept der projektiven Identifizierung. Projektive Transformation verzerrt die Invariante, so wie ein schräg, in weitem Winkel zur Leinwand stehender Filmprojektor verzerrte Bilder projiziert. Bion hat diese Überlegungen anhand zahlreicher mathematischer Beispiele illustriert. II. Dk. Transformationen in Halluzinose Transformationen in Halluzinose bestehen aus einem fundamentalen Aspekt der psychoanalytischen Beobachtung und einem ubiquitären, aber häufig verdeckten Seinszustand. Dieses Thema knüpft an psychische Zustände an, die der sprachlichen Kommunikation oder T(K) entzogen sind und mit T(O) zusammenhängen. Aus diesem Grund ist es unmöglich, Transformationen in Halluzinose direkt zu beschreiben; entsprechend unklar, irgendwie mystisch und häufig ausgesprochen mehrdeutig sind die einschlägigen Texte. Bion selbst war klar, dass sein Text ungemein schwierig war, und er ermutige seine Leser, sich für das Durcharbeiten Zeit zu nehmen (Bion 2006 [1970], S. 37). Dies hat, wenig überraschend, zu starken Kontroversen über die Frage geführt, wie seine Absichten zu interpretieren seien (vgl. z.B. Civitarese 2015a, 2015b; Sandler 2015). Die zentralen Passagen finden sich im 10. Kapitel von Transformationen (Bion 1997 [1965], S. 163-184) sowie im 3. Kapitel von Aufmerksamkeit und Deutung (2006 [1970], S. 35-51). Verwirrung resultiert beispielsweise aus der Tatsache, dass die nordamerikanische Psychiatrie den Begriff „Halluzinose“ gar nicht verwendet, während er in der britischen – und auch deutschen

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