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V. Ba. André Green André Green (1997) zufolge ist der Trieb die Matrix des Subjekts, da das Ich in der Freud’schen Theorie aus der Interaktion / dem Zusammenstoß der Triebe mit der Außenwelt hervorgeht. Während seines Besuchs in New York im Jahr 2004 betonte Green, dass es in der Arbeit mit Patienten darum gehe, Repräsentationen aufzubauen. Repräsentationen sind nicht etwa primitive Grundelemente des Es, sondern deren Transformationen im Ich. Der erste Schritt ist die Transformation von Triebregungen in unbewusste Repräsentation. Sie findet dank des Aufeinandertreffens von Triebregung und Objekt statt. Das Objekt begünstigt die Erzeugung einer unbewussten Repräsentation, einer „Sachvorstellung“, die dann in eine Wortvorstellung verwandelt werden kann, so dass die ursprüngliche Triebregung sprachlich kommunizierbar wird. In Greens konzeptuellem Rahmen verbindet die Vorstellungsaktivität Objekt, Triebe und Sachvorstellungen und wandelt die Triebe in Affekte und die Sachvorstellungen in Wortvorstellungen um (Green 1999, 2002). Wenn das Objekt die Aufgabe, die ihm bei dieser Transformation zukommt, nicht oder nur unzulänglich erfüllt (Versorgung durch die „tote Mutter“), behalten die Triebregungen mehrheitlich ihre grobe Form, denn sie bleiben der Transformation in Bedeutung und der symbolischen Organisation des Unbewussten entzogen. Die erogenen Fixierungen dieser Art werden destruktiv angegriffen, weil die Verbindung von erotischen und destruktiven Trieben die Beziehungen zwischen Ich und Objekten beeinträchtigt. Green zeichnete ein ökonomisches Schema der Psyche, in dem das Unbewusste aus einem sich verästelnden Netzwerk von Triebabkömmlingen (als Sachvorstellungen) besteht, die nach Abfuhr streben. Aufgrund des dynamischen Charakters dieser Vorstellungen, die eine primäre Form des Triebs darstellen, nähern sie sich dem Handeln oder dem Bewusstsein an. Der Aspekt der Bewegung und Dynamik der im Körper gründenden Triebe des Unbewussten, die ständig nach Abfuhr streben und das Handeln des Individuums vorgeben, wird in der täglichen klinischen Arbeit sichtbar (Green 2002). In Greens Affekttheorie repräsentiert der Affekt eine andere Art und Weise, die Anwesenheit des Körpers in der Sprache zu konzipieren (Green 1985). V. Bb. Jean Laplanche Jean Laplanches ehrgeizige Formulierung „neuer Grundlagen der Psychoanalyse“ (Laplanche 2011 [1987]) enthält eine andere Auffassung der Beziehung zwischen Objekt und Trieb. Laplanche (1999a) kritisiert den „ptolomäischen“ Charakter der Freud’schen Sichtweise, der die individuelle Psyche ins Zentrum ihres Schicksals stellte, und behauptet, dass die „anthropologische Grundsituation“ der frühen Kindheit durch die „Priorität der Anderen“ vollständig dezentriert sei. Dies macht den um die Erwachsene kreisenden kleinen Menschen „kopernikanisch“. Die drastische
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