Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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II. Fb. Vier Transformationstypen Bion identifiziert vier verschiedenartige Transformationen: drei Transformationen in K (k, knowlede, Wissen) auf der Ebene der Repräsentation des psychoanalytischen Objekts und sodann die Transformationen in O, die eine neue, mutative Erfahrung konstituieren, durch die sich das psychoanalytische Objekt verändert – eine Veränderung, die schließlich auf einer K- oder repräsentationalen Ebene erfasst werden kann. Um die drei Transformationen in K oder T(K) zu unterscheiden und zu beschreiben, benutzt Bion die projektive Geometrie (Vermote 2019). Hilfreich ist hier das Bild eines Dreiecks als einer konstanten Verbindung der Invarianten A, B und C (der drei Punkte des Dreiecks). Das Dreieck dient als Metapher für ein psychoanalytisches Objekt, das durch die konstante Verbindung von Elementen konstituiert wird (Vermote 2019). II. Fba. Transformationen durch starre Bewegung Starre Transformationen sind solche, die auf einer (zweidimensionalen) Ebene (wie in der euklidischen Geometrie) stattfinden. Das psychoanalytische Objekt wird durch sie nicht wesentlich verändert. Wenn man ein Dreieck von einer Ebene auf eine andere projiziert oder verschiebt, zum Beispiel von einem Blatt Papier auf ein anderes, bleibt es dasselbe Dreieck. Für Bion ist dies eine Metapher für das, was in der klassischen Übertragung von ganzen Objekten in der Psychoanalyse geschieht. Die Wiederholung der ödipalen Rivalität in der Übertragung wäre ein Beispiel für eine solche klassische Situation. Bei einer Transformation durch starre Bewegung lässt sich die Beziehung zwischen Invarianten während der Tranformation gut erkennen. II. Fbb. Projektive Transformationen Im Vergleich zur starren Transformation auf einer Ebene erzeugt eine Transformation von drei zu zwei Dimensionen, eine projektive Transformation, grobe Verzerrungen des Originalobjekts. Wird beispielsweise eine Kugel auf ein Ebene projiziert, ist das Ergebnis ein Kreis. Eine solche Transformation kann eine Metapher sein für eine projektive Identifizierung in der Übertragung; sie deformiert das, was übertragen wird. Das Verhältnis zwischen den Invarianten bleibt stabil, ist aber ungleich schwieriger wiederzuerkennen als im Falle einer einfachen Projektion. Bion schildert das Beispiel eines Patienten, der alles erdenkliche Material präsentiert, das nichts mit der Erfahrung, über die er spricht, zu tun hat; auf diese Weise wird die ursprüngliche Erfahrung in der Sitzung unkenntlich.

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