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Von dieser Position ausgehend, unterziehen die beiden Theoretiker die Schwierigkeiten, die der Trieb und sein Überschuss aufwerfen, einer Neubetrachtung im Kontext des freudianischen „Kontrapunkts“ Wiederholen– Durcharbeiten . Auf das Risiko hin, nicht umsichtig, sondern expansionistisch zu erscheinen, formuliert Rosas de Salas eine nicht-pathologische Konzeption des verdrängten Unbewussten und schlägt so eine Brücke zwischen Theorie und Praxis. Als „Scharnierkonzept“ für ihre metapsychologischen Überlegungen und die Diskussion der klinischen Praxis verwendet sie die Vorstellung (Verflechtung signifikanter Austauschprozesse zwischen Trieb und Objekt). Dieses intrapsychische „Schicksal“ der Begegnung zwischen dem Trieb und dem Objekt bewahrt sowohl die Verfügbarkeit des Triebs (für psychische Arbeit) als auch die Kontingenz des Objekts (Möglichkeiten der Ersetzung und Verschiebung) trotz der Bemühungen, den Triebüberschuss einzugrenzen. Eine erste Hypothese besagt, dass das Kernproblem in „schwierigen Fällen“ nicht das Nicht-Vorstellbare sei, sondern vielmehr das „ Nicht-Vorgestellte “, Nicht- Repräsentierte. Dies ist ein Versuch, unterschiedliche Formen der Einschreibung und der Aufhebung von Verdrängung und frühen Traumata zu untersuchen, was – wie Green (1993) betont – die Analyse der Einwirkung des Negativen voraussetzt; hier greift das ausschließliche Verständnis der Neurose als Negativ der Perversion zu kurz. Wenn sich das Problem verändert und sich darum zu drehen beginnt, das Objekt zu sein oder es zu haben, und der klassische Zugang in der klinischen Praxis unzureichend ist, muss das, was wir über den Platz und die Funktionen des Analytikers wissen, revidiert werden. Es gibt zwingende metapsychologische Argumente, die für eine Unterscheidung zwischen dem Enactment als Möglichkeit verdrängter unbewusster Prozesse und der Wiederholung im Handeln (Agieren) sprechen; dies hat Implikationen für die Art und Weise des analytischen Durcharbeitens. Jamie Spilka (2008) stellt das, was Rosas de Salas bezüglich des „Nicht- Repräsentierten“ als Formen einer von der Verdrängung verschiedenen Inschrift und „Aufhebung“ [„removal“] postuliert, infrage. Er vermutet, dass eine solche These aufgrund ihrer einfachen linearen Chronologie psychischer Zeiten ein methodologischer Fehler sein könnte, und postuliert stattdessen die zirkuläre Zeit der Nachträglichkeit. Er erklärt, dass es sich um „andere Formen der Verarbeitung der Vorstellung an sich“ handele, „eine komplexe Angelegenheit, die an sich schon eine komplizierte Passage durch symbolische Kastration mit der diffizilen Unterscheidung zwischen Sachvorstellung , Wortvorstellung und Dingvorstellung sowie das Verbot des Genießens im Realen impliziert, das durch die mythische väterliche Verheißung: ‚Das ist deine Mutter‘, eingeführt wurde.“ Spilkas eigene Auslegung des Lacan’schen Ansatzes bringt „das Feld der unbewussten Signifikation“ ins Spiel, die nicht an irgendeine natürliche empirische Signifikation gebunden ist, sondern an eine subjektive ‚Entnaturalisierung‘. Mithin implizieren alle Signifikationen monoton dasselbe, nämlich ein Verbot des Genießens mit dem Realen, und in ebendieser entnaturalisierenden Einschränkung findet womöglich jedes Passieren des Instinkts zur
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