KWiK - Kontinuität und Wandel der Schule in Krisenzeiten

KWiK

LOCKDOWN

Umgang mit den Herausforderungen

Nach Schließung der Schulen mussten diese unmittelbar Angebote für das häusliche Lernen unterbreiten. Inwieweit die Schulen darauf vorbereitet waren, können Umfragen, in denen frühzeitig Lehrkräfte und Eltern befragt wurden, beantworten. Bereits im April 2020 fanden entsprechende Fragebogenstudien im Rahmen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und beauftragt durch die Vodafone Stiftung Deutschland statt. Im SOEP wurden Eltern (N = 1.311) schulpflichtiger Kinder (bis 16 Jahre) befragt, in der Vodafone-Studie Lehrkräfte (N = 312) unterschiedlicher Fächer und Schulformen. Abbildung 1 zeigt erhebliche Diskrepanzen zwischen den Studienergebnissen: Einem optimistischen Bild,

das sich aus der Lehrkräftebefragung ergibt, steht ein eher pessimistisches aus der Elternbefragung gegenüber. Immerhin gilt einheitlich, dass per E-Mail versendete Unterrichtsmaterialien dominierten. Materialbereitstellung durch Downloads wie auch die Nutzung digitaler Lernplattformen oder Konferenztools waren in der Mehrzahl der Schulen nicht möglich. In diesem Zusammenhang sei aber auch auf die Befunde der Studie zu computer- und informationsbezogenen Kompetenzen (ICILS 2018) hingewiesen, wonach ein Drittel der Achtklässlerinnen und Achtklässler in Deutschland über unzureichende informations- und computerbezogene Kompetenzen verfügt; es stellt sich die Frage, ob diese Schülerinnen und Schüler überhaupt in der Lage waren und wären, digitale Angebote für das eigene erfolgreiche Lernen zu nutzen.

ABBILDUNG 1: Digitale Angebote für Schülerinnen und Schüler im April 2020

63%

Elternangaben (SOEP) Lehrkraftangaben (Vodafone)

38,6%

26%

25%

20%

18%

Material per E-Mail

digitale Konferenzen/Lernplattformen

Material per Server/Cloud

Digitales Medium

Quellen: Zinn, S. (2020). Familienleben in Corona-Zeiten. Spotlights der SOEP-CoV-Studie (1). Ergebnisbericht, Berlin 21. Juni 2020; Vodafone Stiftung Deutschland (2020). Schule auf Distanz. Perspektiven und Empfehlungen für den neuen Schulalltag. Eine repräsentative Befragung von Lehrkräften in Deutschland.

Ein weiteres Befragungsergebnis war, dass sich im Lockdown die für Schule täglich aufgebrachte Zeit bei den Schülerinnen und Schülern halbiert hat (Wößmann et al., 2020), und zwar von 7,4 Stunden täglich auf 3,6 Stunden. Dies galt gleichermaßen für Kinder und Jugendliche aus Akademiker- und Nichtakademiker-Familien. Der Lockdown hat

leistungsschwache Kinder und Jugendliche stärker beeinträchtigt als die leistungsstarken. So verbrachten die leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler im Mittel 3,4 Stunden pro Tag mit schulischen Aktivitäten, rund eine halbe Stunde weniger als die leistungsstarken. Zusätzliche Förderangebote für die leistungsschwachen Kinder und Jugendlichen sind demnach dringend nötig.

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