Z! Das Zukunftsmagazin im Interview mit Sebastian Deuser und Dr. Janine Hilder
kleine Berechnungen durchführen. Wir entwickeln Algorithmen für sie, die dann später leicht skalierbar sind, wenn die hohe Rechenleistung via Qubits zur Verfügung steht, wir führen Studien für sie durch etc. Gerade der Mittelstand kann bei solchen Projekten auch eine Förderung erhalten und so helfen wir Use Cases zu beschreiben, die eine Förderung ermöglichen. Sie sind nicht in einer der hippen Gründerstädte ansässig.Wie kam es dazu, dass Sie am Bayerischen Untermain Ihr Revier aufschlagen wollen? Deuser: Ehrlich gesagt, wollten wir uns aufgrund unse- rer Nähe zu Uni Mainz in Mainz ansiedeln. Das Interes- se von der dortigen Wirtschaftsförderung war jedoch überschaubar. Da ich aus Sulzbach komme, habe ich somit den Kontakt zum Landrat Jens Marco Scherf gesucht, der uns vom ersten Moment mit großem En- gagement geholfen hat. So hat er unsTermine mit dem ICO Industrie Center Obernburg, mit der ZENTEC und der IHK Aschaffenburg vermittelt und alle Beteiligten haben uns vom ersten Moment ernst genommen und unterstützt. Hilder: Der nun von uns gewählte Standort ICO ist wirklich in vielerlei Hinsicht für uns ideal: Es gibt ein eigenes, nach der ISO 27001 zertifiziertes Rechenzen- trum, ein eigenes, grundwassergekühltes Kraftwerk, doppelte Glasfaseranbindung, Stickstoffleitungen – alles Infrastrukturleistungen, die wir gerne nutzen werden. Wir freuen uns, voraussichtlich ab dem zwei- ten Quartal 2024 dort unsere Aktivitäten aufnehmen zu können. Herzlichen Dank für das hochinteressante Gespräch, Frau Dr. Hilder und Herr Deuser und viel Erfolg für Ihre weitere Aktivitäten auf dem Gebiet des Quantencom- putings.
über ihrer klassischen Variante erzielen könnten. Ein Beispiel dafür ist die Klassifizierung von Daten, also so etwas wie die Frage, ob ein Bild ein Fahrrad oder ein Auto zeigt. Aber nicht nur Bilderkennung, auch andere Bereiche, in denen Machine Learning eingesetzt wird, können profitieren. Eine der größten Herausforderun- gen ist hier die effiziente Übergabe der Daten an den Quantencomputer, dann ist das Potenzial sehr groß. Wer sind Ihre Wettbewerber? Wie grenzen Sie sich von diesen ab? Hilder: Einer der größten Player im Markt ist sicher IBM. Sie haben ein völlig anderes Geschäftskonzept, dominiert von Kollaborationen mit großen Unterneh- men, aber auch der Möglichkeit, relativ einfach über IBM Q Algorithmen zu testen. Als kleinerer Nutzer ohne eigens verhandelte Nutzervereinbarung gibt man dort aber die Rechte an den eingespeisten Algorith- men und den Berechnungen zur weiteren Verwen- dung innerhalb IBM Quantum ab. Bei uns haben die Auftraggeber die vollen Eigentumsrechte an ihren Algorithmen und Berechnungen, was ja auch der Europäischen Datenschutzgrundverordnung gerecht wird. Wir legen außerdem viel Wert auf den direkten Kundenkontakt und Support bei der Fragestellung, wie Quantenalgorithmen von Nutzen sein könnten und der Auswahl interessanter Algorithmen. Wir denken, dass dies gerade für Unternehmen ohne eigene Quanten- computing-Abteilung ein wichtiger Punkt ist. Die reine Bereitstellung des Zugangs zu dem Quantencomputer reicht da nicht aus. Ansonsten gibt es eine Reihe weiterer Hochschulpro- jekte und -ausgründungen, die mit anderen technolo- gischen Ansätzen unterwegs sind. Das ist grundsätzlich zu begrüßen, denn die Nachfrage nach diesen Re- chenleistungen ist enorm, wir befinden uns in einem Wachstumsmarkt und letztlich soll es sich am Ende jeder Mittelständler leisten können, mithilfe von Quan- tencomputing die Prozesse zu optimieren und damit langfristig viel Geld zu sparen. Wie finanziert sich Ihr Projekt? Deuser: Für die Universitäten ist es immer von Vorteil, wenn sie Ausgründungen vorantreiben. Dafür gibt es Fördergelder. Die Uni Mainz ist insbesondere in der Anfangsphase in Vorleistung getreten. Wir durften und dürfen auch heute noch die Infrastruktur dort nutzen. Wir als Gründerteam aber auch viele Studierende und Promovierende haben mit viel Enthusiasmus und Eigenleistung in ihre Zukunft investiert. Inzwischen sind 24 Menschen auf unserer Payroll. Ein- nahmen kommen vor allem von Auftraggebern, weil wir keinen Investor haben und unsere Firmenphiloso- phie eine andere ist als beispielsweise bei IBM. Das schafft Vertrauen. Unsere Auftraggeber interessieren sich für einen Einstieg in die Materie und lassen erste
Hinweis: Dies ist kein Fachartikel. An zahlreichen Stellen sind zur besseren Verständlichkeit vereinfachte Darstellungen enthalten.
neQxt GmbH Sebastian Deuser s.deuser@neqxt.org
Dr. Janine Hilder j.hilder@neqxt.org
www.neqxt.org
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