R OBERTO ROJO war gerade in der Höhle, als sich plötzlich die Decke auftat. Mit Don- ner und Getöse brach ein gewaltiger Bohrer durch den Fels. Während um ihn her Stalaktiten herabstürz- ten, duckte sich Rojo und hielt sein Handy in die Höhe – der Biologe und engagierte Höhlenforscher dokumentierte den Moment, in dem eine spektakuläre Kalksteinkammer auf der Halbinsel Yucatán im Südosten Mexi- kos zerstört wurde. Später trieb eine Bohranlage einen rostigen Stahlpfeiler, etwa 1,20 Meter im Durchmes- ser und rund 25 Meter hoch, von oben in das Loch. Der hohle Pfeiler wurde mit Zement
befüllt. Ein Teil davon gelangte in das Wasser des Cenote, wie die für Yucatán typischen, mit kristallklarem Süßwasser gefüllten Karsthöhlen oder Höhlensysteme genannt werden. Abblätternder Rost vom Pfeiler ver- mischte sich mit dem losen Zement, und ein dunkler Fleck breitete sich über der Wasser- oberfläche aus. Mittlerweile stehen allein in diesem Cenote 40 Pfeiler, in Viererreihen angeordnet. Nach Rojos Zählung wurden mehr als 15 000 Pfei- ler in den fragilen Boden Yucatáns gerammt, ein Eingriff, der eine Kettenreaktion auslösen könnte. Die Halbinsel Yucatán ist fast dreimal so groß wie Bayern, doch da sie aus porösem Kalkstein besteht, gibt es in der Region kaum Flüsse oder Seen. Die zahlreichen Cenoten
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