einem enger gefassten Dekret. Der Bau ging weiter. Selbst das angesehene INAH geriet ins Kreuzfeuer. Ein Archäologe aus dem Tren- Maya-Team veröffentlichte einen vernich- tenden 75-seitigen Bericht mit detaillierten Beschreibungen von Fällen, in denen Arte- fakte vorsätzlich zerstört wurden, damit die Bauarbeiten ohne Zeitverzug weitergehen konnten. Die Washington Post berichtete, dass mehr als 25 000 Altertümer, darunter ganze Maya-Tempel, vernichtet worden seien. Mitglieder der indigenen Gemeinschaft erhoben lautstark Protest. Rund die Hälfte der Bevölkerung der Halbinsel Yucatán
betrachtet sich als indigen; das sind mehr als doppelt so viele wie im landesweiten Durch- schnitt. Einige äußerten Unmut darüber, dass schon allein der Name „Tren Maya“ ihre Ethnie auf einen Werbeslogan reduziere. Doch die Bahn ist fertig und in Betrieb. Otto nennt das Ergebnis eine kulturelle, ökologi- sche und auch wirtschaftliche Katastrophe. Viele Bahnhöfe liegen von den Stadtzentren weit entfernt und sind schwer zu erreichen. Die ersten Fahrgastzahlen belaufen sich auf gerade einmal ein Fünftel der Prognosen der Regierung. Die Instandhaltung eines Hightechzugs in tropischem Klima und
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