„Gewürzinseln“ ablegt, um, einer duftenden Strecke folgend, südost- wärts nach Sulawesi zu gelangen. Wenn man seine Karriere nicht wie unser ansässiger Schifffahrts- historiker an Bord einer Bajau- Schaluppe verbringen kann, die zu abgelegenen ozeanischen Sied- lungen segelt, ist dieser Ausflug auf der Ombak Putih („weiße Welle“), einem von SeaTreks zwei traditio- nellen hölzernen Pinisi-Schiffen, die beste Alternative. FRÜHER WAREN PINISI sogar auf dem 100-Rupien-Schein abgebil- det. Heute sind sie immer noch ein zentraler Bestandteil des aus- gedehnten Schifffahrtsnetzes der Nation. Nach wie vor fallen als Ladung Muskatnuss, Muskatblüte und Nelken schwer ins Gewicht. Sie machten die Molukken zu Indonesiens mächtigsten Inseln, lange bevor die niederländische Ostindienkompanie und europäi- sche Siedler sie für sich entdeckten. Hinter einer bescheidenen Laden- front nahe dem Hafen von Ternate finde ich gekräuselte rote Berge von Muskatblüten auf dem Boden und Leinensäcke voll von den Samen, die sie vorher umgaben. Ringsum liegen Reihen von Muskatnüssen, die nach Gewicht und Glanz kate- gorisiert werden, Säcke von Nelken „DIESE LEUTE KENNEN DAS MEER. ES IST, WER SIE SIND. NACH EINER GEBURT WERFEN SIE DIE PLAZENTA INS MEER UND SAGEN, DASS SIE DAS KIND AUF JEDER REISE SEINES LEBENS BEGLEITET.“
fallen fast von Regalen und verströ- men ihr weihnachtliches Aroma in die 40 Grad heiße Luft. „Indone- sien war einmal weltweit der ein- zige Hersteller von Nelken“, erklärt SeaTrek-Führer Arie Pagaka, der für den chinesischen Ladenbesitzer dolmetscht. „Nelken und Muskat sind immer noch die Haupteinkom- mensquelle von Ternate.“ Vieles davon geht nach Osten, Richtung China, auf einer Route, die seit Jahrmillionen besegelt wird. Es gibt allerdings noch exo- tischere Dinge, die sich in den Bäumen von Indonesiens Gewürz- sultanaten verstecken. Auf der Nachbarinsel Halmahera, die wie ein Seestern geformt ist, treffe ich den Bänderparadiesvogel – und seine Erscheinung ist weit mehr als eine Kompensation für die Stunde, die ich vor Tagesanbruch im feuch- ten Flachland-Regenwald von Hal- mahera hockend verbracht habe.
Freediver-Legende Jago sitzt am Hafen von Kabalutan. Früher waren die Bajau See- nomaden, heute haben sie sich auf den Inseln niedergelassen.
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