KALEIDOSKOP
Erhellendes über die NACHT
Am 19. September würdigt die „Earth Night“ den Wert der nächtlichen Dunkelheit. Die wird wegen des künst- lichen Lichts immer rarer.
Text FLORIAN KAPPELSBERGER
2 HIMMEL OHNE STERNE Ob Straßenlaternen oder Leuchtreklamen: Künstliches Licht drängt die Nacht zurück. Zwischen 2011 und 2022 sam- melte eine Studie weltweite Beobachtungen des Nachthim- mels. Das Ergebnis: Die Nacht wird heller, im Durchschnitt um fast zehn Prozent jährlich. Die Sterne werden zunehmend unsichtbar. Diese Lichtver- schmutzung hat Folgen: Künst- liches Licht stört nachtaktive Insekten beim Bestäuben von Pflanzen, die nur nachts blü- hen. Bei Menschen erhöht sie das Risiko für Schlafstörungen, Depression und Krebs.
1 LEBEN IM DUNKELN In der Polarregion bleibt die Sonne über Tage bis Monate vollständig unter dem Horizont, es herrscht Finsternis. Im norwegischen Tromsø hält diese Polarnacht zwei Monate an, am Nordpol sogar ein halbes Jahr. Einige Tiere haben sich an diese lange Nacht angepasst: Die Augenfarbe von arktischen Rentieren wechselt im Winter von Gold zu Blau. So wird das Licht der Sonne nicht reflek- tiert, sondern auf der Netzhaut zerstreut; die Tiere sehen mehr in der Dunkelheit und nehmen sogar UV-Licht wahr.
3 NACHTAKTIV Während wir Menschen nachts schlafen, sind rund 70 Prozent aller Säugetiere nachtaktiv. Unser Eingreifen in die Natur verändert diesen Rhythmus: Überall auf der Welt verlagern Wildtiere, etwa Tiger und Rehe, ihre Aktivität verstärkt in die Nacht, um Men- schen zu meiden, die in ihre Lebensräume eindringen. For- scher aus Italien und der Schweiz fanden heraus, dass Alpenstein- böcke zunehmend nachtaktiv sind, um der Hitze des Tages zu entgehen – eine Reaktion auf den Klimawandel.
SEPTEMBER
SE I TE . 2 2
Made with FlippingBook flipbook maker