NATIONAL GEOGRAPHIC

E X P L O R E R |

UNTERWASSERARCHÄOLOGIE

Tauchen unter Pyramiden

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TEXT UND FOTOS NICHOLE SOBECKI

ICH MEINTE ZU FÜHLEN, WIE ICH ERSTICKTE. Jeder Schritt den Fels hinunter brachte mich näher an das heran, was bisher nur in meiner Vorstellung existiert hatte: ein Becken aus khakifarbenem Wasser, ein Tunnel, der sich darin verbarg, und der Moment, in dem ich diese Dunkelheit betreten musste. Darüber ragte eine verfallene Pyramide auf. Hier, in der antiken Nekropole Nuri nördlich der alten Königsstadt Meroë, ließen sich vor Jahrtau- senden kuschitische Könige in unterirdischen Grab- kammern unter mächtigen Pyramiden beisetzen. In einige war nun Wasser aus dem nahen Nil ein- gesickert – und hatte so eine Konstellation geschaf- fen, die ein besonderes Vorgehen nötig machte: Unterwasserarchäologie unter einer Pyramide. Der Archäologe Pearce Paul Creasman, teilweise durch ein Stipendium der National Geographic Society finanziert, leitete ein Team. Anfangs war ich ruhig, ja aufgeregt, als ich dieses Unterfangen im Jahr 2020 fotografieren wollte. Als ich hinabstieg, raste mein Herz, und ich konnte kaum atmen. Ich hatte diese Existenzangst während meiner Arbeit in Krisengebieten schon mehrmals kennen- gelernt. Doch hier, am trüben Wasser, gab es keinen äußeren Feind, sondern etwas in meinem Kopf, das mich anschrie: Steig nicht runter! Creasman und Tauchleiter Justin Schneider bemerkten meine Sorge. „Gebt mir einen Moment“, sagte ich. Meine Kamera festhaltend, einen Bleigurt über meiner Brust, biss ich in das Mundstück meines Lungenautomaten und glitt im Schneidersitz unter die Wasserlinie. Durch- atmen. Einfach atmen. Als ich auftauchte, nickte ich meinen Gefährten zu: Ich war bereit. Wir stiegen hinab, bahnten uns einen Weg durch einen schmalen Schacht und in die

KURIOSE KONSTELLATION: DIE GRABKAMMERN MANCHER PYRAMIDEN DER „SCHWARZEN PHARAONEN“ VON KUSCH IM SUDAN LASSEN SICH NUR TAUCHEND ERFORSCHEN.

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