Inselökosystems zusammenbrechen“, sagt Washington Tapia. Der Biologe arbeitet seit den 1990er-Jahren im Naturschutz auf den Galapagosinseln. Schildkröten seien Ökosys- temingenieure, die die Vegetation verändern, indem sie sich wie Bulldozer durch die Land- schaft bewegen. „Sie ebnen den Boden und schaffen Platz für kleine Reptilien, boden- brütende Vögel und heimische Pflanzen“, sagt Tapia. Sie halten Unkraut fern, helfen Kakteen, sich zu regnerieren, verbreiten Samen mit ihrem Kot und schaffen Teiche und Schlamm- bäder, die anderen Arten Lebensraum bieten. Die Forscher hatten bereits auf anderen Inseln beobachtet, wie die Schildkröten dazu beitrugen, das ökologische Gleichgewicht wie- derherzustellen. So hatte sich auf Española der Bestand heimischer Gräser und Kakteen erholt, ebenso wie die Population der Lava- Eidechse und des Galapagosalbatros’. Ohne die Schildkröten waren deren Bestände zu- rückgegangen. Wo die riesigen Tiere zurück- kehrten, blühten Ökosysteme auf. Dank neuer genetischer Erkenntnisse über die heimischen Arten können Wissenschaft- ler sicherstellen, dass sie Tiere züchten, die wirklich für das Überleben vor Ort geeignet sind. „Das Ziel all dieser Arbeit war nie, die Floreana-Riesenschildkröte wieder zum Le- ben zu erwecken oder neu zu erschaffen“, sagt Evelyn Jensen, Naturschutzbiologin an der University of Newcastle und ehemalige Post- doktorandin von Caccone, „denn das war nie möglich.“ Schildkröten leben zu lange und brauchen zu viel Zeit, um sich fortzupflan- zen. Etwas zu erreichen, das der genetischen Reinheit nahekommt, „wäre ein 500-Jahres- Projekt“, sagt sie. Das Ziel ist vielmehr, dass die Nachkommen der ausgestorbenen Art zurückkehren und die ökologische Rolle ihrer Vorfahren in ihrem Ökosystem erfüllen. Seit zuletzt eine heimische Schildkröte auf Floreana umherwanderte, hat sich die Insel allerdings dramatisch verändert. Heute gibt es dort eine Gemeinde von 150 Menschen mit ihren Haus- und Nutztieren – und Tausenden Ratten und wilden Katzen. Ließe man die
NORD- AMERIKA
E R SÜD- AMERIKA ECUADOR KARTEN-
AUSSCHNITT
Natürliche Selektion Die Panzer der Sattelrücken-Schildkröten sind vorne geschwungen. So können die Tiere in trockenen Lebensräumen hohe Pflanzen erreichen. Arten mit kuppelförmigen Panzern ernähren sich in feuchten Gegenden von bodennahen Pflanzen. Tiere mit einer Kombination dieser Merkmale bezeichnen Forscher als Zwischenformen.
Landbedeckung
Panzerform
Grasland/ Landwirtschaft
Kuppel
Zwischenform
Wald/Sträucher Schildkrötenbereich
Sattel
Karge Felsen
10 km
PAZIFISCHER O Z E A N
San Cristóbal C. chathamensis
Punta Pitt
Puerto Baquerizo Moreno
730 m
Punta Sur
Ökosystemingenieure Die Wiederansiedlung von in Gefan- genschaft gezüchteten Schildkröten auf der Insel Española hat zur Erho- lung heimischer Kakteen, Gräser, Vögel und Reptilien beigetragen.
Española C. hoodensis
Española
206 m
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