NATIONAL GEOGRAPHIC

Der Mond wird bald ein geschäftiger Ort sein: Zwischen heute und 2030 sind 84 Missionen angekündigt.

Geht alles nach Plan, dann wird es bis Ende des Jahrhunderts eine rege Wirt- schaft auf dem Mond geben, die nicht nur Arbeitsplätze und Profite bietet, sondern auch die Ressourcen für ehrgeizige wissen- schaftliche Projekte wie das Hyperteleskop. Allerdings lehrt die Geschichte, dass die menschliche Landbesiedlung und -erschließung selten nach Plan verläuft. Von der strahlenden Vision von heute könnte in 50 Jahren nur ein abgenutz- tes Lager auf dem Mond übrig sein, das Relikt eines verblühten Optimismus. Ohne Schutzmaßnahmen könnte der Mond als Müllhalde für die Träume von Milliar- dären enden, übersät mit zurückgelasse- nen Robotern, Rovern und Landesonden. Wir erleben den spannendsten und krea- tivsten Moment in der Raumfahrt seit den 1960er-Jahren und dem Apollo-Programm, voller Verheißungen und Risiken.

So wenig attraktiv es aussieht: Regolith enthält genau jene Stoffe, die man sich für den Bau einer Mondbasis wünschen würde: Aluminium, Eisen, Titan, Silizium, Sauerstoff. Schmilzt man es, dann kann man die Regolith-Bestandteile trennen und verarbeiten. Geschmolzenes Regolith kann die Grundlage für Landeflächen bilden – das Erste, was jeder Stützpunkt auf dem Mond brauchen wird. Mehrere Unternehmen arbeiten bereits daran, sie herzustellen. Sie entwickeln Roboter, die über die Ober- fläche des Mondes kriechen und sie ebnen können. Sie sollen das Regolith einsam- meln, es schmelzen, daraus Pflastersteine oder stabile Oberflächen formen, sie able- gen und miteinander versiegeln, um eine nahtlose Landefläche zu schaffen. Sam Ximenes, der bei wichtigen Luft- und Raumfahrtunternehmen wie Grum- man und L3 gearbeitet hat, ist Gründer und CEO von Astroport Space Technologies. Das Ziel des Start-ups: Flughäfen auf dem

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DER WEG ZU EINER ERFOLGREICHEN Mond- wirtschaft wird vor allem auf Staub gebaut sein. Mondstaub. Das sogenannte Regolith ist überall, es bedeckt die gesamte Oberfläche des Mon- des. Es ist in fast jeder Hinsicht unattrak- tiv: grau, körnig, scharfkantig. Es haftet, ist elektrostatisch aufgeladen, schädlich für Ausrüstung und gefährlich für Menschen. Aber es ist auch die Ressource, von der alles andere abhängen wird. Ausrüstung und Vorräte auf den Mond zu liefern, ist teuer – der Transport von einem Liter Wasser, das mit einer Rakete von der Erde zum Mond geschickt wird, wird zwischen 25 000 und mehr als einer Million Dollar kosten. Der einzige wirtschaftlich prakti- kable Weg, den Mond zu erschließen: das nutzen, was bereits dort ist.

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