NATIONAL GEOGRAPHIC

Gerade findet ein Experiment des DLR statt: Ein Astronaut und ein ferngesteu- erter Roboter sollen mit rechteckigen Blö- cken, hergestellt aus Mondstaubsimulat, eine Struktur bauen. Der Astronaut ringt mit dem blendend hellen Licht, noch dazu raubt der dicke Handschuh des Raum- anzugs jedes Fingerspitzengefühl. Ange- leitet wird er per Funk aus dem Deutschen Raumfahrt-Kontrollzentrum im bayeri- schen Oberpfaffenhofen, das regelmäßig Missionen der Internationalen Raumsta- tion (ISS) oder wissenschaftlicher Satelliten koordiniert. Die operative Kommunikation läuft also genauso ab, wie es bei einer ech- ten Mondmission der Fall wäre. Simulationen von Mondumgebung und -bedingungen haben Grenzen. An der Ober- fläche herrschen extreme Temperaturen

Der Staub ist nicht die einzige Herausfor- derung für Mondfahrer; auch die Lichtver- hältnisse sind völlig anders als auf der Erde. „Zukünftige Mondmissionen haben den Südpol als Ziel“, erklärt Maria Hallinger. Die Raumfahrtingenieurin arbeitet als wissen- schaftliche Mitarbeiterin am DLR. In der Polregion steht die Sonne tief am Horizont; einzelne Gebiete sind fast durchgehend beleuchtet, während Krater permanent im Schatten liegen. Wissenschaftler hoffen, in diesen schattigen Gebieten Wassereis zu finden, das zur Versorgung der Astronauten oder als Treibstoff genutzt werden könnte. Die Lichtbedingungen des Südpols wer- den in der Luna-Anlage nachempfunden. Der Sonnenprototyp, ein zweckentfrem- deter Theaterscheinwerfer, hängt niedrig und blendet. Wie können Astronauten unter diesen Bedingungen navigieren, wie lassen sich Rover steuern – in gleißendem Licht oder in tiefer Dunkelheit? Das versu- chen die Forscherteams in Köln; sie spielen verschiedenste Szenarien durch, um sich auf den Härtetest am Mond vorzubereiten. „Luna soll ein Angebot an Wissenschaft und Industrie sein“, sagt Thomas Uhlig. Die Anlage, im September 2024 eröffnet, bietet Raum für Versuche, die inzwischen fast wöchentlich stattfinden. Forscher der japanischen Tohoku-Universität haben Rover getestet, die auf dem Mond Steine sammeln und selbstständig navigieren sollen. Ein deutsch-französisches Team hat untersucht, wie seismische Messinstru- mente auf einer mondähnlichen Oberflä- che funktionieren.

Links: Die dicken Kuppen an den Handschuhen des Raumanzugs schützen den Astronauten vor Verletzungen, nehmen ihm aber auch jedes Tast- gefühl in den Fingerspitzen. Rechts: Ein Team des DLR steuert einen Rover durch die Mondland- schaft. So wird getestet, wie das Gefährt auf der staubigen Ober- fläche des Mondes zurechtkommt.

Weitere Informationen und Bilder zur Luna- Anlage finden Sie auf unserer Website: nationalgeographic.de

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