NATIONAL GEOGRAPHIC

IN EINEM WALDSTÜCK bei Asheville, hinter einer Reihe von Fastfood-Restaurants und Hotels, baut die Doktorandin Jennifer Strules mit zwei Kol- legen eine Röhrenfalle auf. Mit dem tonnenför- migen Stahlkäfig können sie Bären unversehrt einfangen. Sie hoffen auf eine Bärenmutter, die schon einmal gefangen wurde und mit ihren drei Jungen in der Gegend zu Hause ist. Strules beschäftigt sich an der North Carolina State University mit Ernährung und Fortpflan- zung von Schwarzbären in der Stadt. Sie öffnet eine Schachtel mit Backwaren: ein unwider- stehlicher Köder für die Tiere, die eine emp- findlichere Nase haben als ein Bluthund. Das Team streicht Zuckerguss auf die Seiten- wände der Falle und wirft ein paar Donuts und

Zimtschnecken hinein. Sollte die Bärenmutter in die Falle gehen, wollen die Forschenden sie betäuben und das Funkhalsband austauschen. 2014 begann in North Carolina die Arbeit an der „Urban/Suburban Bear Study“. In der ersten Phase bis 2018 wurden unter Leitung des Natur- schutzbiologen Nicholas Gould die Daten von mehr als 100 mit Funkhalsbändern ausgestat- teten Bären zusammengetragen. Dabei zeigten sich faszinierende Unterschiede zwischen den Bären in städtischen und ländlichen Gebieten. In der Stadt wogen Bärenweibchen im Alter von ein bis eineinhalb Jahren fast doppelt so viel wie ihre Artgenossinnen auf dem Land. In der Stadt brachten einige Weibchen im Alter von zwei Jahren bereits Junge zur Welt, auf dem Land

96 NATIONAL GEOGRAPHIC

Made with FlippingBook flipbook maker