ASIEN-PAZIFIK
JAPAN Nachhaltiges Firmenhandeln gefragt
nicht einheitlich geregelt. Zudem will Japan sicherstellen, dass ein „Greenwashing“, beispielsweise durch missverständliche Fondsbezeichnun- gen oder übertriebene Prognosen in Unternehmensberichten, vermieden wird. Es geht um viel Kapital, das in die grüne Transformation in Japan wie auch in anderen Ländern fließen wird. Daher beschäftigen sich viele Finanz- institutionen mit ESG-Fragen. Eine Analyse der Tochter des Medienkon- zerns Nikkei hat ergeben, dass 2021 bereits 70 Prozent aller Aktieninves- titionen mit Blick auf ESG-Kriterien erfolgten. In einer Umfrage des Japan Sustainable Investment Forum lag der Anteil bei 61 Prozent. Da an der Börse in Tokyo keine deutschen Unternehmen notiert sind,
fallen sie auch nicht unter die neuen Berichtspflichten der FSA. Dennoch investieren Firmen mit deutscher Beteiligung in Japan ebenfalls in ESG-Aktivitäten. In der Geschäfts- klima-Umfrage 2022 der AHK Japan gaben 53 Prozent der befragten Unternehmen an, ihre Aufwendungen für Nachhaltigkeitsziele in den kommenden Jahren sehr stark (19 Prozent) oder stark (34 Prozent) erhöhen zu wollen. GTAI/IHK Code of Conduct der Financial Services Agency (FSA): fsa.go.jp/en/ news/2022/20221215/20221215.html
Japan verpflichtet 2023 Unter- nehmen zur Vorlage von Nach- haltigkeitsberichten. Zwar betrifft das nicht alle Firmen, aber immer mehr folgen auch ohne Zwang dieser Vorgabe, da dies für die Geschäftsbe- ziehungen mit Finanzinstitutionen und mit Partnern aus anderen Ländern vorteilhaft ist. Japans Regierung hat die grüne Transformation des Landes zu einem Schwerpunkt für die kommenden Jahre erklärt. Neben der Dekarbo- nisierung geht es um nachhaltiges Wirtschaften der Unternehmen in Bezug auf Klima- und Umweltschutz, soziales Engagement und gute Unter- nehmensführung. ESG-Kriterien (Environmental, Social and Corporate Governance) werden zunehmend Standard. Insbesondere wenn es um Investitionen geht, erhalten sie Ge- wicht. Ohne den Nachweis von ESG- konformen Unternehmensaktivitäten werden Finanzierungen im internatio- nalen und japanischen Geschäftsum- feld immer schwieriger. In Europa ist die Berichtspflicht für Corporate Social Responsibility (CSR) bei Unternehmen ab einer bestimmten Größe bereits seit 2014 vorgeschrieben. Ähnliches fordert die für die Regulierung des japanischen Kapitalmarkts zuständige Financial Services Agency (FSA) nun auch in Japan. Alle börsennotierten Unter- nehmen müssen ab dem Fiskaljahr 2023/24 (1. April bis 31. März) ESG- Informationen veröffentlichen. Die FSA spricht dabei von „Nachweisen zur Nachhaltigkeit und guten Unter- nehmensführung“. Zudem hat die FSA einen „Code of Conduct“ formuliert. Richtlinien sollen so bei der ESG-Datenerfassung mehr Transparenz herstellen und die Berichterstattung vereinheitlichen. Denn die Messung von Kriterien und die Vergabe von Ratings ist im internationalen Finanzumfeld bislang
Nachhaltigkeit hat Vorfahrt: Japan nimmt Unternehmen in die Verantwortung. Viele machen aber auch freiwillig mit.
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IHK Global Business 04/2023
ihk.de/rhein-neckar
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