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Begriffe, Konzepte und Ansatzpunkte
diskriminierende Haltungen in der Interaktion bestehen- de Barrieren verstärken (vgl. Totter 2014a).
Barrieren in den Köpfen reflektieren und daran arbeiten
„Menschen mit Behinderungen werden immer noch eher als „Objekte der Fürsorge“ statt als selbstbestimmt le- bende Subjekte angesehen; Menschen mit Behinderun- gen werden auf ihre Behinderung festgelegt anstatt als Menschen wahrgenommen zu werden“ (Feige 2013: 1). Behinderte Menschen werden also meist nicht als voll- wertige und gleichberechtigte Menschen betrachtet. Diese Barrieren in den Köpfen hindern Menschen mit Be- einträchtigungen daran, gleichberechtigt mit anderen an der Gesellschaft und ihren Teilbereichen zu partizipieren (vgl. ebd.). Sie haben ihren Ursprung in Bildern von Behin- derung, sowie den daran anknüpfenden Vorstellungen und Vorurteilen (vgl. Köbsell 2015). Diese münden darin, Menschen mit Beeinträchtigungen ihre Gleichwertigkeit abzusprechen. Gleichzeitig wird ihr Leben als „schlim- mes Schicksal“ angesehen und mit Leiden gleichgesetzt (vgl. Mürner/Sierck 2015). Behinderung wird damit ne- gativ belegt. Das spiegelt sich auch in Redewendungen wie „Bist du behindert, oder was?“, „blindes Huhn“ oder „taube Nuss“ wider, ohne das damit bewusst behinder- te Menschen diskriminiert werden 7 . Neben diesen ne- gativen alltagssprachlichen Zuschreibungen werden die negativen Bilder und Vorstellungen von Behinderung und den Menschen mit Beeinträchtigungen auch in den Medien reproduziert (vgl. Maskos 2015). Diese Perspek- tive schlägt sich unmittelbar in der Interaktion zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen, aber auch zwischen Menschen unterschiedlicher Beeinträchtigun- gen nieder (vgl. Goffmann 1967, Cloerkes 2014).
Reflecting upon and eliminating mental barriers
“People with disabilities are still seen more as ‘objects of welfare’ rather than individuals who lead a self-deter- mined life. They are defined by their disabilities instead of being seen as human beings” (Feige 2013: 1). Conse- quently, persons with disabilities are usually not consid- ered citizens with full and equal rights. These mental bar- riers prevent people with impairments from participating in society on an equal basis with others (cf. ibid.). They originate from stereotypes and associated perceptions and prejudices (cf. Köbsell 2015), and result in people with disabilities being denied their equal status. Simulta- neously, their life is seen as a “misfortune” and equated with suffering (cf. Mürner/Sierck 2015). Disability there- fore has a negative connotation. This is also reflected in expressions such as “Are you retarded?”, “blind as a bat” or “deaf as a doornail”, even if discrimination of persons with disabilities is not conscious 7 . In addition to these derogatory everyday remarks, negative images and per- ceptions of people with disabilities are also reproduced by the media (cf. Maskos 2015). This attitude directly im- pacts interaction between persons with and without dis- abilities, but also between people with different impair- ments (cf. Goffmann 1967, Cloerkes 2014).
In der Interaktion führt das Vorhandensein einer Behinde- rung oder von unterschiedlichen Behinderungen häufig
7 In his song “Faust”, Edgar Wasser (2015) cleverly refutes this contra- diction with the line: “Diskriminierung ist behindert!” (discrimination is retarded).
7 Edgar Wasser (2015) löst den Widerspruch in seinem Song „Faust“ gekonnt auf, indem er textet: „Diskriminierung ist behindert!“.
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