SH KERN RZ 2

Lebenssituation zeitlich sehr eingeschränkt, mein Status als Alleinerzieherin eines Kleinkindes, mit Doppelstudium bei gleichzeitiger Berufstätigkeit kann als „Leben mit knappen Ressourcen“ bezeichnet werden. Die anhaltende Covid-19-Pandemie und die daraus resultierenden Einschränkungen und Absagen im Kunstbetrieb haben meine Situation zusätzlich erschwert. Das Interesse der vorliegenden Arbeit liegt im Ausloten differenzierter und realisierbarer Vorgehensweisen meines eigenen künstlerischen Schaf- fens, welche sich rückblickend im beschriebenen Kunstprojekt (selbst)er- mächtigend ausgewirkt haben. Diese Diplomarbeit zeigt einen vieler mög- licher Wege auf, um künstlerisch in der aktuellen prekären Situation agieren zu können und geht der Frage nach, wie man gegenüber dem Neoliberalis- mus in einer solch unsicheren Situation eine nuancierte, kritische, künstleri- sche Haltung entwickeln kann. Im zweiten Kapitel werden wichtige Begriffe für die Analyse, wie Prekarität , Neoliberalismus und Postfordismus , eingeführt und im Weiteren auf die Zusammenhänge von künstlerischer Produktion und Kapitalismus hingewiesen. Zentrale Themen dabei sind Projektarbeit, prekäre Arbeit und die Wiederaufhebung der Grenze zwischen Leben und Kunst. Der zweite Teil des Kapitels legt den Fokus auf die weibliche Künstlerin, welche auf- grund struktureller Unterschiede häufiger zwischen (Erwerbs-)Arbeit, künst- lerischer Produktion und unentgeltlicher, reproduktiver Care-Arbeit hin- und hergerissen ist. Im dritten Kapitel befasse ich mich mit kulturtheoretischen Ansätzen im Bereich der bildenden Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts. Dabei wer- den zwei wesentliche Debatten vorgestellt, die eine enge Verbindung zwi- schen Kunstschaffen und der Infragestellung der individuellen Autonomie veranschaulichen. Institutionskritik und die Diskussion um den White Cube stehen im Zentrum dieser schriftlichen Arbeit und somit in direktem Bezug zu meinem Projekt VAN Art Space. Die Beschreibung meiner künstlerischen Arbeitsweise ist das Thema des vierten Kapitels. Es beschäftigt sich mit der Installation als Kunstform, deren Bedeutung durch die Debatten um den White Cube und Institutions- kritik genährt wurde. Anschließend folgt eine ausführliche Beschreibung meines künstlerisch-kuratorischen Projektes VAN Art Space, gefolgt von einer selbstkritischen Reflexion dieses Projektes. Das Ergebnis meiner Diplomarbeit mündet im Ausstellungsformat VAN Art Space. Es hat sich, so die Conclusio, als ein passendes Format er- wiesen, um die Auseinandersetzung mit institutionskritischen Ansätzen, die Debatte um den White Cube und die Lebensrealitäten unserer Gegenwart zusammenzudenken und diese Verhältnisse kritisch zu reflektieren.

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Einleitung

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