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unsichtbare Kraft zusammenhält (vgl. ebd.). Diese dunkle Materie, die vor allem für die Verwaltungs- und Entscheidungsträger_innen des Kunst- und Kulturbereichs (Kritiker_innen, Kunsthistoriker_innen, Kurator_innen, Händ- ler_innen, Sammler_innen und Museen) unsichtbar bleibt, beschreibt er wie- derum als durch unterschiedliche Motivationen angetrieben. Einerseits unterscheidet er Amateure und Hobbykünstler_innen von professionell ausgebildeten Künstler_innen. Beide hätten gemein, dass sie auf dem Kunstmarkt nicht sichtbar seien, diesen aber zu einem großen Teil mitfinanzierten. Der Unterschied zwischen diesen dunklen Materien sei je- doch, dass professionell ausgebildete Künstler_innen durch ihr „Scheitern“ auf dem Kunstmarkt unsichtbar geworden seien, jedoch trotz aller Widrig- keiten immer noch hofften, entdeckt zu werden. Somit seien eben diese Künstler_innen ein wesentlicher Faktor zur Aufrechterhaltung dieser pyrami- denartigen Anordnung, welche die elitären Kunstwelt strukturiere (vgl. Sho- lette, 2010, S. 3). Als Leitfiguren dieser Fragestellungen stellt Sholette Künstler_innen- kollektive und politisch aktive Künstler_innengruppen vor, die für eine immer heller werdende Materie stünden und die sich selbstbewusst dafür entschie- den, am Rande des Mainstreams zu stehen und sich einer Institutionalisie- rung zu entziehen:

„Rather, their allegiance is with those artists who self-consciously choose to work on the outer margins of the mainstream art world for reasons of social, economic, and political critique. In a sense, these artists have learned to embrace their own structural redundancy, they have chosen to be ‚dark matter.‘ By grasping the politics of their own invisibility and marginalization they inevit­ ably challenge the formation of normative artistic values. Here ‚politics‘ must be understood as the imaginative exploration of ideas, the pleasure of communication, the exchange of education, and the construction of fantasy, all within a radically defined social-artist practice.“ (Sholette, 2010, S. 4)

Solche informell organisierten Mikroinstitutionen sind heute weit ver- breitet. Diese Art von selbstorganisierter „dunkler Materie“ arbeitet im öf- fentlichen Raum, in Schulen, in Form von Wohnprojekten und lokalen politi- schen Einrichtungen. Die Arbeit von Künstler_innen und Aktivist_innen zielt hier nicht darauf ab, eine bestimmte Bedeutung oder einen Nutzwert für den Kunstdiskurs oder private Interessen zu gewinnen (vgl. ebd.). Als solch eine diskursive Plattform möchte ich mein Projekt VAN Art Space auch begreifen. Das Projekt unternimmt den Versuch, sich zwischen ökonomischen Strukturen zu bewegen, was einerseits durch die prekären Umstände und mangelnde Ressourcen begründet ist, andererseits aber auch als bewusste Entscheidung begriffen werden kann. Es geht darum, sich die Unsichtbarkeit anzueignen und einen gewissen Grad an Autonomie

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Sophia Hatwagner

VAN Art Space

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