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selbst aus. Andrea Fraser schreibt dazu 2005 im Essay „From the Critique of Institutions and the Institutions of Critique“ im Artforum :

„It’s not a question of being against the insti- tution: We are the institution. It’s a question of what kind of institution we are, what kind of values we institutionalize, what forms of practice we reward, and what kinds of rewards we aspire to. Because the institution of art is internalized, embodied, and performed by individuals, these are the questions that institutional critique demands we ask, above all, of ourselves.“ (Fraser, 2005)

Es geht Fraser also darum, kritische Institutionen zu schaffen, die durch Selbstreflexion und Selbstbefragung etabliert werden können. Diese bezeichnet sie als „Institutionen der Kritik“. Sie sind nach Fraser auch nicht als autonom von der Welt außerhalb des Kunstfeldes zu betrachten, sondern stehen mit dieser im Dialog – genau wie sie Künstler_innen als mit der Insti- tution in Dialog stehend begreift und nicht außerhalb positioniert (vgl. ebd.). Damit ist der politische Aspekt, welcher der Institutionskritik innewohnt, an- gesprochen. Im Sinne einer Selbstkritik und einer Betrachtung der Umstän- de, unter welchen Kunst produziert wird, aber auch in dem Sinne, ob sys- temkritische Kunst innerhalb des Systems sichtbar gemacht und realisiert werden kann. Im Fokus steht ab den 1980er-Jahren die Forderung und das Be- wusstsein von institutionskritischen Künstler_innen, eigene Abhängigkeiten und Verstrickungen mit Institutionen – einerseits im Sinne von Galerien und Museen, andererseits Institutionen in Form von Mechanismen und Strate- gien, des Ein- und Ausschlusses – zu beleuchten, daher möchte ich mit Si- mon Sheikhs Essay „Notizen zur Institutionskritik“ weiter argumentieren:

„Was heißt es, wenn die Praxis der Institutions- kritik und -analyse sich von den Künstler-innen auf Kurator_innen und Kritiker_innen verschoben hat und wenn die Institution von Künstler_innen und Kurator_innen gleichermaßen internalisiert wurde? [...] dies würde die totale Kooptierung der Institutionskritik durch die Institutionen bedeu- ten [...] und so die Institutionskritik als kritische Methode völlig obsolet machen.“ (Sheikh, 2006)

Laut Sheikh solle Institutionskritik nicht primär von den „Intentionali- täten und Identitäten von Subjekten“, sondern von den Politiken der Ein- schreibung in Institutionen genauer Kenntnis nehmen. Daher plädiert Sheikh dafür, nicht die historischen Wellen der Institutionskritik zu betrachten und diese nicht als historische Periode oder als Kunstrichtung zu begreifen, son- dern die Momente der Institutionalisierung unter die Lupe zu nehmen und Institutionskritik als „analytisches Werkzeug“ zu verwenden (vgl. ebd.). Sheikh betont, diese Methode „räumlicher und politischer Kritik“ solle nicht nur auf den Kunstbereich angewandt werden, sondern sich auf jede Form

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Sophia Hatwagner

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