Artist Statement und Vorgeschichte des VAN-Projekts
4.1
Meine künstlerische Arbeitsweise hat sich schon immer sehr stark mit den Betrachter_innen auseinandergesetzt. Dabei ging es mir stets darum, die räumliche Distanz zwischen Betrachter_innen und Kunstwerk aufzulösen. Zunehmend habe ich mich mit dem Medium Installation beschäftigt, weil diese raumbezogene, künstlerische Arbeitsweise sich sehr explizit auf die Betrachter_innen und deren Umgebung bezieht und somit den Kontext der Entstehung von Kunst selbst thematisiert (vgl. Stahl, 2014, S. 134). „Was unter dem Begriff der Installation entsteht, sind weniger Werke denn Modelle ihrer Mög- lichkeit, weniger Beispiele einer neuen Gattung denn immer neue Gattungen.“ (Rebentisch, 2003, S.15) Mit dieser Aussage legitimiert Juliane Rebentisch in ihrer Ästhetik der Installation (2003) einen für die installative Kunst grundlegenden Fak- tor, das Unbestimmbare. Hierbei präsentiert sich installative Kunst meist genreübergreifend und überschreitet häufig die übliche Definition von Kunst. Nach Rebentisch hinterfragen Installationen grundsätzlich die ästhetischen Erwartungen, im Sinn einer Entscheidung, was noch Kunst ist und was nicht. Dadurch widersetzen Installationen sich grundsätzlich einer Idee von ästhe- tischer Werkautonomie (vgl. Rebentisch, 2003, S. 103). Rebentisch verdeut- licht, dass der Raum der Installation politische Bedeutung hat:
„Ortsspezifische Installationskunst zielt auf die thematische Verschränkung des buchstäblichen und des gesellschaftlichen Ortes. Sie reflektiert ihre institutionellen, sozialen, wirtschaftlichen, politischen und/oder historischen Rahmenbe- dingungen, indem sie formal in architektonische und landschaftliche Gegebenheiten interveniert.“ (ebd., S. 233)
Durch ihre Ortsspezifik, so folgert sie, wende sich besonders die Ins- tallation gegen die Vorstellung von der Autonomie des Kunstwerks.
Mein künstlerisches Tätigsein hat sich in den letzten zehn Jahren zunehmend vom Standpunkt der Betrachter_innen zum Ausstellungsraum, zum öffentlichen Raum, zum sozialen Umfeld und zu den Produktions- und Rezeptionsbedingungen von Kunst im Allgemeinen bewegt. Dabei habe ich den Ausstellungsraum jedoch nie gänzlich verlassen. Je nachdem, in wel- chem Kontext die Arbeit angesiedelt ist, entsteht eine andere Installation, die – wie in meinen letzten künstlerischen Arbeiten sichtbar – zunehmend auch eine Art eigenen Raum bildet.
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VAN – Ausstellungsprojekt
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